Erika Danneberg - © Foto: Bildrecht / Lisl Ponger

Erika Danneberg: "Man kommt aus Beziehungen nicht unbeschadet heraus …"

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Anlässlich ihres 100. Geburtstages würdigen zwei Werke das Leben und Schreiben der österreichischen Schriftstellerin, Psychoanalytikerin und Friedensaktivistin Erika Danneberg.

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Anlässlich ihres 100. Geburtstages würdigen zwei Werke das Leben und Schreiben der österreichischen Schriftstellerin, Psychoanalytikerin und Friedensaktivistin Erika Danneberg.

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Weiblicher Widerstand während des Zweiten Weltkriegs war das Thema eines Studientags im Brenner-Archiv. Diese wissenschaftliche Veranstaltung bildete den Ausgangspunkt für zwei parallel entstandene Werke über die Autorin, Psychoanalytikerin und Friedensaktivistin Erika Danneberg, deren Nachlass sich in Innsbruck befindet. Dass sich ihr Geburtstag heuer zum 100. Mal jährt, ist ein schöner Anlass, sich einmal genauer mit ihrem Leben und ihren Werken zu beschäftigen. Umgesetzt wurde dies als „zweistimmige biografische Annäherung“. Die Literaturwissenschafterin Christine Riccabona präsentiert mit ihrer Monografie „Erika Danneberg“ eine historisch-wissenschaftliche Auswertung der Quellen.

Erika Wimmer Mazohl setzt sich in ihrem Roman „Wolfs Tochter“ literarisch mit Danneberg auseinander, wofür sie Tagebuchaufzeichnungen, Primärtexte und Materialien aus dem Nachlass herangezogen hat. Die persönlichen Dokumente entblößen das Innerste, zeigen Verletzlichkeit, die damalige Situation der Frau im patriarchalen Spannungsfeld und einen dennoch aktiven, im Laufe der Jahre beharrlich wachsenden Widerstandsgeist.

Ein Leben voller Bruchstellen

Wer war nun Erika Danneberg? Mit dem Geburtsjahr 1922 fällt ihre Jugend mitten in die Kriegszeit. Schon sehr früh durchschaut sie die gefährliche Ideologie und Brutalität des Nazi-Regimes. Aller Repressionen zum Trotz stellt sie sich in dieser schwierigen Zeit entschieden gegen den Antisemitismus, der ihr sogar Trennlinien im eigenen Freundeskreis abverlangen würde. Sie erlebt die Deportation einer Freundin mit, beschäftigt sich mit dem Marxismus und erfährt hier abseits ihres Elternhauses, das ihr aufgrund ihres Nazi-Vaters keinen emotionalen Halt bietet, ihre geistige Sozialisation.

Gemeinsam mit anderen unterstützt sie Freunde beim Untertauchen. Nach dem Krieg nimmt sie ihr Germanistikstudium wieder auf, beginnt auch ein Psychologiestudium und wagt erste literarische Versuche, vor allem im Bereich der Lyrik („Ich möchte dein Leben tragen / in die Zukunft hinein …“), in denen die Kriegserfahrungen zum Ausdruck kommen.

Hans Weigel ist einer der arrivierten Autoren, der sie teilweise fördert. Wirklich Eingang in die damalige Literaturszene findet sie aber nicht. Während ihrer Ehe mit dem heimgekehrten jüdischen Schriftsteller Viktor Hakel nimmt ihr Schreiben eine immer passivere Rolle ein; sie unterstützt in erster Linie ihren Mann und steht völlig in seinem Schatten.

Zudem arbeitet sie beim Ullstein Verlag als Lektorin und wird auf Vermittlung Franz Theodor Csokors Sekretärin bei Berthold Viertel, was ihrem „verletzten Selbstwertgefühl“ sehr guttut. Nach der Scheidung ihrer glücklosen Ehe widmet sie sich ganz der für sie „lebensrettenden“ Psychoanalyse und der Politik. Später hält sie sich mit Übersetzungstätigkeiten und ihrer Arbeit bei Zsolnay über Wasser; schließlich eröffnet sie eine eigene Praxis, geht eine neue Beziehung ein und unternimmt Studienreisen nach Lateinamerika.

In Nicaragua hilft sie selbst beim „Aufbau einer Palmölplantage“ vor Ort mit. Sie tritt der KPÖ bei und publiziert diverse gesellschaftskritische Beiträge. Bis zu ihrem Tod ist ihr der politische Widerstand wichtig, den sie durch ihre Teilnahme an Demonstrationen aktiv zeigt.

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