Gertrude Rakovsky - © Foto: Wiener Literaturhaus

Gertrude Rakovsky: Den Hass verwandeln

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Am 5. Juni 1923 wurde die Schriftstellerin Gertrude Rakovsky geboren. Ihr Neffe erforschte mithilfe persönlicher Dokumente das Leben seiner Tante. Es war geprägt von der Verfolgung im Dritten Reich und den seelischen und familiären Problemen, die daraus folgten.

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Am 5. Juni 1923 wurde die Schriftstellerin Gertrude Rakovsky geboren. Ihr Neffe erforschte mithilfe persönlicher Dokumente das Leben seiner Tante. Es war geprägt von der Verfolgung im Dritten Reich und den seelischen und familiären Problemen, die daraus folgten.

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Gertrude Rakovsky, meine „Tante Trude“, war Schriftstellerin. Für den Rest der Familie war Schriftstellerin kein Beruf, was unweigerlich zu größeren Konflikten führte. Sie wurde am 5. Juni 1923 in Wien als Tochter einer katholischen Wienerin und eines jüdischen Slowaken, dessen Familie in Wien lebte, geboren. Die Volksschule besuchte Trude allerdings in Petržalka, wo die Eltern mit den zwei Töchtern seit 1930 wohnten. 1934 trennten sich die Eltern, die Mutter zog mit den beiden Mädchen zur ihrer Schwester nach Wien. Trude litt sehr unter der Trennung vom Vater und hatte später offenbar den Verdacht, dass die Familie „den Juden“ gern losgeworden ist. Nach Nazi-Diktion waren Trude und ihre Schwester „Mischlinge 1. Grades“.

Während des Krieges übernahm Trude Verantwortung für die Familie und erreichte, dass sie und ihre Schwester den Judenstern nicht tragen mussten, da sie herausfand, dass slowakische Staatsbürger dazu nicht verpflichtet waren. Dadurch konnte sie als „Büroanlernling“ in einer Baufirma arbeiten, wo sie auch für das Erstellen technischer Zeichnungen eingeschult wurde.

Schweigen über das Geschehene

Die Kriegsereignisse, die dauernde Angst vor Verfolgung und die Zurücksetzungen, die sie trotz Übertritts zum katholischen Glauben im Jahr 1939 aufgrund ihrer jüdischen Abstammung durch die Umgebung erlitten hatte, bereiteten ihr später intensive seelische Probleme. Nach dem Krieg arbeitete Trude als angelernte Röntgenassistentin. Als dann nur mehr diplomierte Fachkräfte diese Arbeit manchen durften, verlor sie diesen Job und wurde in die Portierloge versetzt. Die Reaktion der Familie demütigte sie noch mehr: „Macht ja nix, bleibst halt in der Portierloge sitzen, Hauptsachʼ du kriegst amal a Pension!“

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