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Kokoschka und Alma

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Oskar Kokoschka, der am 12. April 1912 Alma Mahler zum ersten Mal sah, war weder der erste noch der letzte, der wegen dieser Frau augenblicklich den Kopf verlor. Alma wiederum, die Witwe des ein Jahr zuvor verstorbenen Gustav Mahler, verfügte über die Fähigkeit, solche Zustände anzuheizen. Sie hatte das Glück, oder die Fähigkeit, ihrerseits ausschließlich bei fertigen oder künftigen Berühmtheiten den Kopf zu verlieren. Im Falle Kokoscha führte diese Konstellation zu Ergüssen wie diesem: „Jetzt bin ich der glücklichste junge Gott, der Biesenlasten tragen möchte, um sie lachend wegzuwerfen, wenn Du nur kommst, Einzige, Ewige.”

Die stürmische Beziehung zwischen Kokoschka und Alma - eine der großen, exemplarischen Liebesgeschichten des Jahrhunderts - eignete sich wie kaum eine andere für die Darstellung in einem der kleinen Kunstbücher der Pegasus-Beihe („Kokoschka und Alma Mahler” von

Alfred Weidinger) des Prestel Verlages. Der Grund dafür ist, daß sich kaum eine zweite Liebesgeschichte eines Malers in solchem Maß in dessen Werk niedergeschlagen hat. Sie inspirierte oder beeinflußte mehrere Gemälde, vor allem aber wesentliche Teile des graphischen Werkes der Zeit. Zu den erstaunlichsten Dokumenten zählen die Alma-Bilder, die Kokoschka nach der lebensgroßen Alma-Puppe malte, die er sich nach der Trennung 1918 anfertigen ließ („Bitte machen Sie es dem Tastgefühl möglich, sich an den Stellen zu erfreuen, wo die Fett- und Muskelschichten plötzlich einer sehnigen Hautdecke weichen”), für die er teure Wäsche und Kleider aus Paris kommen ließ - und der er später den Kopf abhackte: „An jenem Abend hab ich die Alma ermordet”.

Das Buch ist eine rundum geglückte Einheit von Wort und Bild.

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