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Leben auf Athos

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LEGENDEN UND FRESKEN VOM BERG ATHOS. Von Franz S p u n d a. J. F. Stein-kopf-Verlag, Stuttgart, 1962. 160 Seiten, 27 Farbtafeln. Preis 36 DM.

Der Verfasser des vorliegenden Buches ist einer der wenigen, die — den Spuren Fallmerayers folgend — schon vor nahezu vierzig Jahren den Athos besucht haben; nicht als Wallfahrer oder als handschrif-tenforschende und kunsthistorisch beflissene Gelehrte, sondern als Reisende, die die eigenartige Welt des Athos als Ganzes erlebten, und er hat damals dieses Erlebnis in seiner ganzen geistigen Tiefe und seiner farbenprächtigen Fülle vor dem Leser erstehen lassen, in einem Buch, das selbst dazu beigetragen hat, das Interesse vieler anderer Reisender auf den Athos zu lenken und in ihnen wirkliches Verständnis für die uns so ferne Welt des Athos zu wecken.

Er hat seither noch dreimal die Reise auf den Athos unternommen, wo sich in vielem die Verhältnisse seit seinem ersten Besuch (1926) grundlegend geändert haben, und legt nun in diesem Buch die Erfahrungen und Eindrücke seiner letzten Reise (1961) vor, sowie die Ergebnisse seines Forschens nach der — leider immer mehr absterbenden — legendären Überlieferung auf dem Athos und rundet das Ganze durch eine gedrängte Darstellung der Geistigkeit, die das hagioritische Mönchstum entstehen ließ und durch die Jahrhunderte beseelt hat, und durch eine eingehende

Wiedergabe der ikonographisehen Regeln des „Malerbuches“, das für die ganze reiche Freskenmalerei des Athos kanonische Geltung gehabt hat und uns vielfach die Freskenzyklen verstehen lehrt, zu einem Ganzen ab, das uns sowohl die innere, geistige „Form“, wie die äußere, künstlerisch in Erscheinung tretende „Gestalt“ des Athos erleben läßt — wobei er die Darstellung der künstlerisch-sichtbaren Seite mit vorzüglichen eigenen Farbphotographien veranschaulicht.

So gliedert sich das Buch in drei Teile: die Schilderung des monastischen Lebens auf dem Athos im allgemeinen, seiner Geschichte und seiner aszetischen Lebensform. Die Schilderung der heutigen Verhältnisse auf dem Athos (so verschieden von denen, die der Verfasser vor etwa vierzig Jahren dort vorgefunden hat, vergleiche S. 65), mit dem Bericht über den Besuch der einzelnen Klöster, ihre Geschichte, ihre Lage und ihre besondere Stellung innerhalb des Ganzen der Mönchsrepublik, und schließlich die Sammlung der Legenden, die sich an die einzelnen Klöster und insbesondere an einzelne Ikonen knüpfen, sowie die kurze Wiedergabe der wesentlichen Züge des berühmten „Malerbuches vom Berge Athos“.

Wenn auch nicht alle Einzelangaben

dem Stande der heutigen Forschung Rechnung tragen und insbesondere die wie selbstverständlich angewendete Unterscheidung der „kretischen“ und der „makedonischen“ Malweise nicht mehr dem heutigen Stande der kunstgeschichtlichen Analyse entspricht, ergibt sich doch ein sehr lebendiges, überall die eigene, unmit-

telbare Anschauung und die innerliche Anteilnahme an dem Geschauten verratendes Gesamtbild, das zur Jahrtausendfeier des Athos gerade zurechtkommt, um auch im westlichen Leser Verständnis und Liebe für diese uns leider so fremd gewordene Welt zu wecken.

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