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Pandämonium der heimischen Literatur

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Ein ironischer Rundblick auf tote und lebende Größen der österreichischen Literatur: lauter Doppelgänger.

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Ein ironischer Rundblick auf tote und lebende Größen der österreichischen Literatur: lauter Doppelgänger.

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Das Titelstück „Der Doppelgänger des Verwandlungs- künstlers“ ist zwar eine sarkastische Hommage auf den in Salzburg lebenden Wiener Schriftsteller H. C. Artmann, ansonsten stellt sich aber bei näherer Betrachtung heraus, daß der in Graz heimische (wenngleich 1959 in Oberzeiring geborene) Günter Eichberger ein heimlicher Lokalpatriot ist.

Das Buch enthält dreißig „Satirische Dichterporträts“, aber rund zwei Drittel der mit wohlwollender Ironie (oder ironischem Wohlwollen) gezeichneten Österreicher sind entweder gebürtige oder Wahl-Steirer. Am Eingang der Poeten-Galerie steht eine „Denkmal-Enthüllung“: Peter Rosegger. „Enthüllt“ wird aber nicht, was posthum in der NS- Zeit mit ihm getrieben und ihm infolgedessen seither nachgesagt wird, sondern daß der Waldbauembub, fast Analphabet, von einem anderen mißbraucht worden sei, der die eigenen Schriften dem Ungebildeten zuschrieb, um das Staunen der Mitwelt zu erregen, und einen Welterfolg hatte.

Günter Eichberger beunrichtigt also nicht nur den Ruhm zeitgenössischer Autoren, sondern auch einige Verewigte, „naturgemäß“: Thomas Bernhard nicht zu vergessen. Das Kapitel „Leichenschändung“ meint natürlich die grassierende Nachrede; der berüchtigte „Übertreibungs- künstler“ hat allzuviele Nachrufer angeregt, seinen Ruf zu übertreiben, „selbst meine schärfsten Kritiker loben mich; wo doch in Wahrheit nichts zu loben ist.“ Kurzum: „Auch das gefinkeltste Testament schützt nicht vor posthumer Vergewalti- C.“ Weitere Porträtierte: Alois istetter, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Werner Schwab und andere.

Den Abschluß macht ein „Selbstporträt“ und behauptet sich selbstironisch mit der Behauptung: „Mich zu porträtieren, bedarf es eines besseren Autors, einer wirklichen Begabung.“ Quod erat demonstrandum: weil es ja hiersteht, als Werk „eines besseren Autors“.

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