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Wer fürchtet sich...
FRIEDE DURCH ANGST, Augenzeuge in den Arsenalen des Atomkrieges. Von Hugo Portisch. Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich, 1970. 312 Seiten, 145 S.
Ein handlicher Band mit interessanten Bildern — trotzdem: im ersten Moment wiegt man ihn mißtrauisch in der Hand. Man glaubt, solche Bücher zu kennen. Engagierte Autoren pflegen dergleichen von Zeit zu Zeit auf ihre Mitmenschen loszulassen, um diesen einerseits das Gruseln und anderseits im Verein damit auch ihre Gedanken über die Notwendigkeit des Weltfriedens beizubringen. Als ob man die Situation in unserer Welt nicht kennen würde. Das alles wäre fast ein Grund, mit der Lektüre erst gar nicht anzufangen. Tut man es aber trotzdem, dann hört man bei diesem Buch vor der letzten Zeile nicht mehr auf, und dies deshalb, weil Portisch genau das vermeidet, was man vorher befürchtete. Er schildert vielmehr sachlich und unprätentiös das Ergebnis einer Informationsreise durch die USA, in deren Verlauf ihm die Zentren der amerikanischen Luftabwehr, das Hauptquartier der strategischen Luft- und Raketenstreitkräfte, Stützpunkte der Atombomber und Basen für interkontinentale Raketen gezeigt wurden (natürlich soweit die Amerikaner so etwas eben zeigen wollen). Niemand braucht deswegen auch anzunehmen, daß das, was hier berichtet ist, eine sensationelle Enthüllung darstelle, durch die etwa die letzten Geheimnisse der atomaren oder elektronischen Kriegsführung der Vereinigten Staaten preisgegeben würden. Nein, das geschieht gewiß nicht und wird auch nicht behauptet. Es hätte außerdem auch wenig Sinn, denn dann würde dieses Buch nur ein sehr kleiner Kreis von Lesern wirklich verstehen, während Portisch hier bewußt leicht faßlich, klar und übersichtlich und dennoch einprägsam für einen weiten Leserkreis schreibt.
Also ein Buch für das berühmte Lieschen Müller? Ja und nein. Ja deshalb, weil eigentlich nirgends geschrieben steht, daß die bewußte
Dame immer nur das Dümmste lesen muß. Sie darf ruhig einmal auch zu so einer Publikation greifen. Darüber hinaus sei dieses Buch aber auch einem Kreis empfohlen, der sich zwar sonst entschieden weigern würde, sich mit Fräulein Müller vergleichen zu lassen, der jedoch in der Kenntnis dieses für uns alle doch so bedeutsamen Gebietes ihren Wissenshorizont im allgemeinen nicht wesentlich überschreitet. Für sie alle ist dieses Buch geschrieben, das klug, vorsichtig im Urteil und nüchtern in den Schlußfolgerungen die technischen Voraussetzungen und die strategischen Grundprinzipien sowie die weltpolitische Bedeutung der amerikanischen Rüstung allgemein verständlich beschreibt und eine echte Information für eine breite Schichte darstellt.
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