Luftgeld für ein Luftschloss

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"Das ist jetzt Luftgeld", sagte EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen zu den für Nordzypern in Aussicht gestellten EU-Geldern, die nach dem Nein zur Vereinigung der Insel rechtlich im luftleeren Raum schweben. Dabei war es doch viel mehr als nur ein schöner Traum, dass ganz Zypern, eine Insel ohne Stacheldraht den Reigen dieser Erweiterung komplett macht. Union und Uno wollten zeigen, wozu wozu guter Wille, gepaart mit politischem Druck und Wirtschaftshilfe im Stande ist - all das: letztlich kläglich gescheitert!

Schade, ein geeintes Zypern, in einem geeinten Europa: Es hätte so gut zum 1. Mai, zum Tag der Erweiterung der Union gepasst. Die EU hätte noch einmal im Zeitraffer zeigen können, was sie an Integrationskraft aufzubringen im Stande ist. Und all die Unionsbefürworter hätten diesen Erfolg doch so gerne als Marschgepäck in den Rucksack gesteckt - für die beschwerlichen Zeiten nach den Erweiterungsfeiern, für die Argumentationsnotstände, die kommen werden, bis aus den alten und den neuen Ländern eine Europäische Union wird.

Die Griechen in Südzypern haben den anderen EUlern und letztlich sich selbst diesen Erfolg nicht gegönnt - dafür sind sie jetzt die Buheuropäer des Kontinents. Böse Egoisten: selber beitreten, aber dem Nachbarn hinterm Drahtverhau den Weg versperren. Das gehört sich nicht - auch wenn es Ressentiments aus der Vergangenheit und finanzielle Vorteile für die Gegenwart als Ausrede dafür gibt. Doch die EU wäre nicht die EU, wenn sie jetzt so wie die Uno ihre Büros schließen und weiterziehen würde. Im Gegenteil: Verheugen plant eine EU-Außenstelle im Norden der Insel, und er will die Importbeschränkungen gelockert sehen - damit das Luftgeld irgendwo nutzbringend zur Erde fällt, damit auch dieses EU-Luftschloss doch einmal Wirklichkeit wird.

wolfgang.machreich@furche.at

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