Machtkampf, Verführung und Hochzeit

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Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik bieten heuer erstmals vier Opern an. Telemanns "Flavius Bertaridus“, Hasses "Romolo ed Ersilia“, Cavallis "La Calisto“ sowie Telemanns "Pimpinone“. Der Cesti-Wettbewerb für Barockoper präsentiert internationalen Sängernachwuchs.

In Innsbruck haben die Festwochen begonnen, die nach Aufgabe des vermeintlich einschränkenden Annexes "Alte Musik“ und zögerlichem Übergang wieder "Innsbrucker Festwochen der Alten Musik“ heißen. Wie ursprünglich. Das Festival präsentiert sich heuer mit einer Fülle wesentlicher Innovationen frisch, anregend und risikofreudig. Wie ursprünglich.

Was die Festspiele Alter Musik zum Abenteuer macht, sind die noch immer weißen Flecken in der vorklassischen Musikgeschichte - so man sich darauf einlässt und weg begibt vom gesicherten Monteverdi- und Händel-Terrain. Innsbrucks Pionierstellung ab den 1980er-Jahren war definiert durch die Erweckung der Barockoper, stilistischen Wagemut und neue Perspektiven, und bei allem notwendigen Wandel in den letzten 30 Jahren sind es diese Ingredienzien, die das Programm 2011 prägen. Hinzu kommen - wie ursprünglich - ein Bezug zur venezianischen Oper und zur lokalen Musikgeschichte: Innsbrucks Habsburgerhof war im 16. und 17. Jahrhundert ein Musikzentrum europäischen Ranges.

Italien, Deutschland, Frankreich

Erstmals werden heuer bis Ende August vier Opern erarbeitet. Alessandro De Marchi, der 2010 die Festwochen als künstlerischer Leiter von René Jacobs übernommen hat, zeigt noch am 12. und 14. August (16 Uhr) im Tiroler Landestheater Georg Philipp Telemanns "Flavius Bertaridus, König der Langobarden“. Der Rückkehr des abgesetzten Königs Flavius Bertaridus auf den Thron des frühmittelalterlichen Langobardenreiches geht ein turbulenter Kampf um die Macht im Staat, aber auch in der Liebe voraus. "In Hamburg war es damals schon Tradition, ein erfolgreiches Opernlibretto aus Italien aufzugreifen und es in eine deutsche Oper umzuarbeiten“, sagt Dirigent Alessandro De Marchi. Telemann pflegte eine "Vereinigung der musikalischen Geschmäcker aus Italien, Deutschland und Frankreich“.

Für die Inszenierung wurde Jens-Daniel Herzog gewonnen, einer der profiliertesten deutschen Regisseure und designierter Opernintendant in Dortmund. Die Titelpartie singt die spanische Mezzosopranistin Maîte Beaumont, die Partie der Rodelinda die junge österreichische Sopranistin Nina Bernsteiner. De Marchi dirigiert seine Academia Montis Regalis. Die Opera seria wurde 1729 im Hamburger Theater am Gänsemarkt uraufgeführt und wandert nun als Koproduktion mit der Hamburgischen Oper dorthin zurück.

Die zweite Oper, die im Landestheater am 26. und 28. August über die Bühne gehen wird, ist Johann Adolph Hasses "Romolo ed Ersilia“, dirigiert von Attilio Cremonesi, inszeniert von Aniara Amos. Hasses Werk ist heute unterbelichtet, Haydn und Mozart schätzten es außerordentlich. Kaiserin Maria Theresia erkor ihn zu ihrem Lieblingskomponisten. Einer ihrer Aufträge galt einer Festoper für den Innsbrucker Hof zur Hochzeit von Erzherzog Leopold und der spanischen Prinzessin Maria Ludovica. Am 6. August 1765 erlebte im damaligen barocken Opernhaus am Rennweg "Romolo ed Ersilia“ die Uraufführung.

97 junge Sänger aus 34 Nationen

Der im Vorjahr von den Innsbrucker Festwochen erstmals ausgerufene Internationale Gesangswettbewerb für Barockoper Pietro Antonio Cesti stieß als weltweit erster Barockbewerb für Sänger auf enormes Interesse. Starke Resonanz auch heuer: Aus den über 120 Anmeldungen wurden 97 junge Sängerinnen und Sänger aus 34 Nationen ausgewählt. Das öffentliche Finalkonzert am 25. August ab 19 Uhr im Landeskonservatorium ist erstmals auch via Internet mitzuverfolgen (altemusik.at).

Mit einigen der besten Wettbewerbsteilnehmern des Vorjahres wird Francesco Cavallis Oper "La Calisto“, die melodienselige Idylle um die von Jupiter verführte Nymphe Calisto, im Hof der Theologischen Fakultät aufgeführt (18. und 20. August). Die musikalische Leitung hat Andrea Marchiol, Commedia dell’Arte-Spezialist Hinrich Horstkotte inszeniert. Die vierte Oper, Telemanns "Pimpinone“, wird am 21. und 22. August auf Schloss Ambras halbszenisch gezeigt.

Neben Novitäten im Konzertbereich gibt es ungewöhnliche Festspiel-Debüts in vorderstem Rang: Zwei prominente Barockorchester spielen erstmals Oper: Café Zimmermann in "Romolo ed Ersilia“ und B’Rock in "La Calisto“.

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