"Macht’s a schöne Zeitung …“

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Eben jetzt ist er dabei, "mit einiger Mühe“ die Welt des Internets zu erobern. Auch die Innenpolitik verfolgt er noch, wenn auch "mit mäßigem Vergnügen“. Den Medien von heute würde er gerne "mehr Fairness und weniger Schrillheit und Polarisierung“ ans Herz legen. Und ist doch froh, nicht mehr mittendrin zu stehen.

Felix Gamillscheg, einer der Spitzenjournalisten Österreichs, feiert am kommenden Montag seinen 90. Geburtstag. Viele Medien, auch die FURCHE, und Generationen von Journalisten haben Anlass, sich mit ihm in Dankbarkeit zu freuen.

Unglaublich, was dieser feinsinnige und sprachenbegabte promovierte Historiker in fünfzig Berufsjahren als vielfach ausgezeichneter Publizist, Schriftsteller und engagierter Christ alles gewagt und bewegt hat:

• als Mitgestalter des legendären Katholikentags von 1952, der das geistige Fundament für eine "freie Kirche im freien Staat“ legte und dessen "Presse-Komitee“ er gemeinsam mit Kalibern wie Otto Schulmeister, Otto Schönherr, Adam Wandruszka u. a. angehörte;

• als Redakteur und Ressortleiter der Presse, zuletzt zuständig für das höchst ungewöhnliche Querschnittsthema "Kultur- und Sozialpolitik“;

• als Chefredakteur der Kathpress, die ab 1953 unter seiner Leitung zu einer ganz Österreich umfassenden Nachrichtenagentur ausgebaut wurde - auch um der schweigenden Kirche in Osteuropa von Wien aus eine Stimme zu verleihen;

• als Gründer und Leiter des Informationsdienstes für Bildungspolitik und Forschung (IBF), um Brücken zwischen Medien und Wissenschaft zu bauen;

• als Chefredakteur der FURCHE, die er 1976 bis 1978 aus ihrer tiefsten Krise herausführte, und der er anschließend 23 lange Jahre als Mit-Herausgeber zur Seite stand - engagiert, väterlich-ausgleichend und weise. Legendär sein aufmunterndes "Macht’s a schöne Zeitung“, das er der FURCHE-Mannschaft als ständiger Gast der Redaktionskonferenzen gerne zum Abschied zurief.

Und schließlich:

• als Gründer und Chef der Katholischen Medienakademie, die sich seit mehr als drei Jahrzehnten um die fachliche und ethische Ausbildung des journalistischen Nachwuchses bemüht.

Daneben schrieb Gamillscheg bemerkenswerte Bücher, darunter den Roman "Die Getäuschten“ - über die schwierige Aufarbeitung von Diktatur, Krieg und Gefangenschaft für das Österreich seiner Generation. Jahrzehntelang war er auch Korrespondent deutscher und Südtiroler Zeitungen, engagiertes Mitglied im Österreichischen Presserat und …

"Älter werde ich stets, nimmer doch lerne ich aus“, schrieb der griechische Lyriker und Staatsmann Solon vor mehr als 2600 Jahren. Ein Satz, wie für Felix Gamillscheg formuliert: immer neue Aufgaben, neue Interessen, bis weit in ein gesegnetes Alter hinein.

War es nur Zufall, dass dem Autor dieser Zeilen erst im Vorjahr in der Mönchsrepublik Athos eine Fachzeitschrift für Philatelisten in die Hände fiel - mit aktuellen Beiträgen des begeisterten Sammlers Felix Gamillscheg über das "Neue Briefmarkenland Athos“? Wie seit Jahrzehnten interessant geschrieben, penibel recherchiert und von einer Neugier beseelt, der das Alter nichts anhaben kann.

Die FURCHE ist stolz, ihn zu ihren prägenden Gestalten zählen zu dürfen.

Herzlichen Glückwunsch!

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