Uraufgeführt wurde Leos Janáceks Oper "Das schlaue Füchslein“ 1924 in Brünn. In Linz steht sie - nach der Erstaufführung 1974 - nun zum zweiten Mal auf dem Programm. Die Recherche der Autorin nach der österreichischen Erstaufführung war erst im Theater an der Wien erfolgreich: 14. Dezember 1956, Wiener Volksoper. Zur Komposition inspiriert habe den mährischen Komponisten seine Haushälterin Máry Stejskalová, heißt es, deren Lachen bei der Zeitungslektüre ihn neugierig auf die Geschichte gemacht hätten. Bald soll auch Janácek über die höchst vergnüglichen "Waldgrotesken“, etwa 200 Federzeichnungen des Prager Malers Stanislav Lolek, geschmunzelt haben, zu denen Rudolf Tesnohlídek, Kulturredakteur der Brünner Zeitung Lidové noviny, eine ebenso vergnügliche Fuchsgeschichte erdacht hatte. Sie ist 1920 in 51 Folgen in der Romanbeilage unter dem Titel "Die Füchsin Schlaukopf“ von April bis Juni erschienen. Máry Stejskalová führt in ihren Erinnerungen an, dass sie Janácek vorgeschlagen habe, doch eine Tieroper zu komponieren!
Werden, vergehen, sich erneuern …
Mit diesem wahrhaft fabelhaften Werk, das zu Janáceks Meisterwerken zählt und Menschen wie Tiere in der Besetzungsliste aufweist, betritt der Komponist den Stoffkreis der Märchenoper, die aber keine Kinderoper ist, denn ihr Hauptthema besteht im ewigen Kreislauf des Werdens, Vergehens und Sich-Erneuerns im Lauf der Jahreszeiten, im menschlichen Leben wie in der Natur. Man könnte das fließende Geschehen, das sich im "kleinen Grenzverkehr“ von Menschen und Wildtieren zwischen Urbanität und Natur abspielt, eine Parabel nennen.
Das schlaue Füchslein wird vom Förster aus dem Wald in die Försterei gebracht, aus der es wieder entwischen und in den Wald zurückkehren kann, wo es mit dem Fuchs Hochzeit feiert, kurze Zeit später aber von den Kugeln eines Wilderers tödlich getroffen wird. Das Leben aber geht weiter, denn schon ist ein neues schlaues Füchslein da …
Marina Hellmann (Bühne) hat dafür bild-schöne Voraussetzungen geschaffen, was auch für die charakteristischen Kostüme (Leo Kulas) der Tierfiguren gilt. Besonderen Anteil an dieser aufwändigen Produktion hat auch Martin Dvorák dank seiner augenzwinkernden Choreografie. Auch der Kinder- und Jugendchor sowie der bestens vorbereitete Chor des Landestheaters (Leitung: Georg Leopold) trugen zum Gelingen bei. Das Bruckner Orchester folgte dem subtilen Dirigat seines Chefs Dennis Russell Davies äußerst konzentriert.
Aus der Reihe der exzellenten Singschauspieler seien stellvertretend hervorgehoben: Bjørn Waag als Förster, Matthäus Schmidlechner als unglücklich verliebter Schulmeister, Elisabeth Breuer als reizendes junges Füchslein, Elsa Giannoulidou als Dackel und das Ausnahmepaar Katerina Hebelkova als erkrankter Fuchs, der sich trotzdem mit der hinreißenden Füchsin Schlaukopf (Gotho Griesmeier) vom Pfarrer (Dominik Nekel) trauen lässt.