Major außer und im Dienst

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"Kottan ermittelt: Rien ne va plus" - Wiens schrägster Kieberer kehrt zurück. Autor und tragende Schauspieler sind zwar verstorben, der Regisseur und sein Protagonist halten jedoch die Stellung.

Der Kultkieberer kehrt nach 26 Jahren Pause Dienst zurück - mit einem neuen Fall, der Weltwirtschaftskrise, Asylpolitik und Überwachungsstaat thematisiert: Adolf Kottan (Lukas Resetarits), Polizeimajor a. D., wollte eigentlich nur mit seiner Frau (Bibiana Zeller) das Gartenhäusl mit einem schnellen Kredit retten. Doch mit den Banken ist das heutzutage so eine Sache: Großinvestoren wird Geld vorgestreckt, bis der Zusammenbruch des Instituts droht, aber für Kleinkunden ist kein Geld da. Es kommt Kottan daher gerade recht, als Polizeipräsident Pilch (Udo Samel) ihn in den Dienst zurückholt: Zur Leiche, die irrtümlich auf Kottans Autodach gelandet ist, fehlt noch der Täter, zwei weitere Tote zeugen von derselben Mörderhandschrift, und die Kollegen Schremser (Johannes Krisch) und Schrammel (Robert Stadlober) haben die Sache nicht wirklich im Griff. Also stellt sich Kottan an den Tatort, die Rotlichtbar "Fast Fut", und kehrt dann ins alte Büro zurück.

In den acht Jahren, die Kottan im Fernsehen ermittelte (1976-83), war er weit mehr als die bloße Freude an Schmähs wie der abgefahrenen Autotür und dem widerspenstigen Kaffeeautomat: Major Kottan, Österreichs speziellster Polizeibeamter, war immer ein Katalysator für politische und soziale Kritik, so schräg wie eindringlich vorgebracht von Regisseur Peter Patzak, und dem früh verstorbenen Autor Helmut Zenker.

Eigentlich war es allerhöchste Zeit, Kottan zurückzuholen, stellt Regisseur Peter Patzak im FURCHE-Gespräch fest, und zählt die Gründe auf: "Der ganze polizeiinterne Krieg in Wien, aber auch die aktuelle wirtschaftliche Situation, das Verhalten der Leute, das Verwechseln von Individualität und Egoismus, diese Gier, die man da gespürt hat, und dann die Verzweiflung, als die Banken gekracht sind" - unbedingt musste das alles Eingang finden in einen neuen Kottan-Fall. Der basiert auf einer originalen Helmut Zenker-Idee, die von dessen Sohn Jan für Kottan in Drehbuchform gebracht wurde. "Rien ne va plus" ist der Filmtitel, "Nichts geht mehr": Zentrum des Films ist ein Pyramidenspiel, in dem die Teilnehmer zuerst Geld gewinnen und sich dann gegenseitig umbringen, um an den Reichtum der anderen zu kommen.

Ein Überwachungsroboter namens "Polizeipparat"

Kottan, flankiert von seinen alten Kollegen in neuer Verkörperung (die Darsteller Kurt Weinzierl, C.H. Tichy und Walter Davy sind ebenfalls verstorben), untersucht den Fall nicht gradlinig, während die Sache sich entwickelt, der Polizeipräsident eine imaginäre Kakerlake jagt, mit einem Überwachungsroboter namens "Polizeiapparat" ringt, während Schremser nebenbei eine private Detektei am Laufen hält, während Schrammel gegen seine eigene Blödheit kämpft, während die Reichen gieriger und die Armen noch bedürftiger werden. Am Ende, tritt noch eine bitterböse Stefan-Petzner-Parodie (Simon Schwarz) auf und liefert Mavie Hörbiger als eiskalte Blondine einen veritablen Showdown ab. Der neue "Kottan" funktioniert übrigens auch für jene, die das merkwürdige Universum von Zenker und Patzak vorher gar nicht kannten.

Kottan ermittelt: Rien ne va plus

A 2010. Regie: Peter Patzak. Mit Lukas Resetarits, Johannes

Krisch, Udo Samel, Mavie Hörbiger. Verl.: Thimfilm. 110 Min.

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