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Ausstellung zum 80. Geburtstag von Hans Staudacher.

In der Innsbrucker Galerie E. u. K. Thoman wird gefeiert. Anwesend sind Hans Staudacher, das charmant-charismatische Malergenie aus Wien, welches kräftig seinen achtzigsten Geburtstag einläutet, seine reizende Gattin, eine Unmenge von Kunstjägern, -fischern und -sammlern und - last but not least - Bilder, Bilder, Bilder. Durchgestartet mit "jungfräulichen" Arbeiten (1949/50) sauste der Kärntner Avantgardist vom Ossiacher-See mit aggressiv-tachistischen Botschaften aus den fünfziger, sechziger, siebziger, achtziger und neunziger Jahren, die das lyrische Informel mit dem Abstrakten Expressionismus eigenwillig verbinden, herauf ins neue Jahrtausend. Staudacher in voll-emotionaler Achterbahnfahrt - immer irgendwie anders und sich doch immer irgendwie treu bleibend!

Da steht er nun, der "Erste österreichische Maler der Geste", mit seinem schrägen Käppchen über fröhlichen Augen und den einmaligen Werken. 80 Jahre jung. Und alle diese gestisch-künstlerischen Unglaublichkeiten sind unverkennbar "Marke Staudacher" - noch immer tobend im heißen Stellungskrieg zwischen kontrollierter Komposition und spontaner Unmittelbarkeit. Singulär-subjektiv zischt und züngelt es über Leinwand, Papier oder Holzfaserplatte. Dynamisch-impulsiv schwebt fetzige Kalligrafie, lässig hingeworfen oder kläublerisch gekritzelt, in virtuellen Räumen. Scheinbar im Begriff, verwegen über alle Schranken und Einschränkungen cool hinwegzusurfen, vermag sie trotzdem einen Hauch von Poesie zu vermitteln. Total "staudacherisch" eben.

Collageartig eingebundene Zeichen, Buchstaben, Schriftrelikte, Reste unterschiedlicher Art wie z.B. Abfallpapier machen Hans Staudacher daneben auch zu einem Vorläufer der Arte Povera.

"Ich bin ein getriebener, spontaner Mensch", sagt der angesehene, vielfach geehrte Jubilar, "Hieb, Stich, Stoß - so muss es sein, auch in der Kunst." Und bis jetzt hat er dabei überlebt, wenn auch manchmal nur knapp. Vielleicht deshalb, weil er - wie er schmunzelt - "Autodidakt ist, also kein Auto besitzt und leidenschaftlicher Fußgänger ist". Allein das Malen ist für ihn existenzielle Notwendigkeit. Durch seine Arbeit dringt Staudacher in die äußere Welt ein, meidet dabei aber ihr reales Abbild. Der Künstler wirkt eher als Reagenz, als Membrane und Filter. Er nimmt Geschichte und Geschichten, einfach das volle Leben in sich auf, verarbeitet es im Innersten bis es implodiert, um dann als "Furioso im Bild" staudacherische, energiegeladene Auferstehung zu feiern: Malen als dokumentarischer Lebensbezug:

"Meine Flecken muss man konsumieren oder nicht, man kann ja oder nein dazu sagen." Wegleugnen lassen sie sich jedenfalls nicht.

Hans Staudacher. Werke 1950-2002

Bis 1 März 2003

Galerie E. u. K. Thoman, Innsbruck, Adamgasse 7 a, Mo-Fr: 10-12,30 Uhr, 15-18,30 Uhr, Sa: 10-12.30 Uhr

Buch : Staudacher, Texte Dieter Ronte, Prestel-Verlag München, Berlin, London, New York

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