Malerei um der Malerei willen

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Gonn Mosny zeigt im Kunstraum Innsbruck ganz neue, unter die Haut gehende Bilder und bestätigt damit seine Exzellenz.

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Gonn Mosny zeigt im Kunstraum Innsbruck ganz neue, unter die Haut gehende Bilder und bestätigt damit seine Exzellenz.

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Der britische Kunsthistoriker Mark Gisbourne spricht im Zusammenhang mit Gonn Mosnys Bildern von einer "affektiven Ebene von transformativer Immanenz" und man ist geneigt, das als typisches Wortgeklingel eines Kunstkatalog-Vorwortschreibenden Kunsthistorikers abzutun, der bloß seinen Kolleginnen und Kollegen zeigen will, wie umwerfend umfangreich sein fachlicher und philosophischer Wortschatz ist. Sobald man aber mit Gonn Mosny gesprochen hat, leistet man Abbitte bei Mark Gisbourne! Gonn Mosny ist ein Künstler, wie es sie heute nur mehr ganz selten gibt, er ist eine ganz eigene Kategorie, wie ein Maler von einer anderen Galaxie.

Für ihn existiert nur die "reine Malerei um der Malerei willen ohne merkantile Nuancen" und wenn man meint, in seinen großformatigen Arbeiten (übrigens alle 2016 und 2017 entstanden) eine gewisse Zielgerichtetheit zu entdecken, wird man sofort eines Besseren belehrt. "Wer den Gedanken an ein Ziel knüpft, hat schon verloren", meint der 87-jährige deutsche Maler, der zu den letzten lebenden Schülern von Willi Baumeister gehört und seit 2005, bislang unerkannt, in Tirol lebt.

Die Kunst des Lebens entdecken

Seine Malerei ist Ausdruck seiner Vorstellung von Metaphysik und erwächst zugleich aus dem Gedankengut des Zen-Buddhismus. Es ist eine kontemplative Malerei, bei der Mosny seine eigene Person total zurücknimmt. Für ihn läuft alles über das philosophische Denken des Zen, das seiner Ansicht nach auch zeigt, "wie mystisch unsere Welt ist"."Wichtig ist das Nicht-Zielen, das Nichtmachen-Wollen und Doch-Machen." Nur als ganz junger Student habe er nach Motiven gesucht, erzählt Mosny.

Auch Baumeister, der 1947 ein Buch mit dem Titel "Das Unbekannte in der Kunst" herausbrachte -ein wesentliches Werk für Mosny, der sich deshalb dazu entschloss, nach Stuttgart zu gehen, um bei Baumeister zu studieren -war der Meinung, dass "das Schaffen eines Kunstwerkes das Handlungsvermögen des Menschen übersteigt und Teil von Prozessen in der Natur ist." Genauso einflussreich war für Mosny Eugen Herrigels Buch "Zen in der Kunst des Bogenschießen". Es geht darin darum, dass jemand, der das Geheimnis der Kunst des kunstlosen Bogenschießens kennt, auch die Kunst des Lebens entdeckt sowie die Beziehung zwischen Zen und der Kunst: wenn es nur mehr um innere Stille geht und eine kreative Bereitschaft. Mosny sagt ja auch, "es malt", wenn er von seiner "Kunstproduktion" spricht. Für ihn ist es wichtig und zugleich ungemein schwierig, "das Nichts zuzulassen und daraus Gedanken zu entwickeln und sich damit zu beschäftigen."

Mark Gisbourne hat Mosny während dessen Zeit im Luberon (1985-1997), als er ein Atelier in Gordes hatte, oft besucht. Er war begeistert von Mosnys "meditativem und höchst introspektivem Ansatz in der Malerei", etwas das einer Zen-Übung gleichkommt und bei Gonn Mosny eben in letzter Konsequenz zu seiner sehr individuellen künstlerischen Sprache führt. Eine Sprache, die den Betrachter sofort und unmittelbar in ihren Bann zieht und im ersten Schritt alles auf der Leinwand Befindliche meditativ erfassen lässt. Erst dann werden quasi die Zügel gelockert und man kann sich den einzelnen Details widmen, den Farbflächen, den expressiven Zeichen, den zarten Linien, die sich manchmal aber auch zu ganzen Flächen zusammenrotten und der Fantasie des Betrachters freien Lauf lassen.

Die Farbwahl?"Es gibt keine!", meint der Künstler, "es ist die Metaphysik der Farbe, Kunst ist reine Metaphysik, die Nichtrealität ist Kunst!" In diesem Punkt wird Mosny vehement, denn auch die Farbe entwickelt sich aus dem Nichts, alles funktioniert über den Weg des Zen und ist also eine mystische Erfahrung und im Grunde genommen sei die Basis seiner Malerei, seiner Kunst, die Unerklärbarkeit. Jede einzelne Arbeit "hat eine eigenartige, unerklärbare Dynamik", seine Bilder werden nicht im Kopf vorgedacht, er sieht sich nur als eine Art "Katalysator" - "die Bilder lassen mich zu."

Außerdem erinnert er sich an seinen Lehrmeister Willi Baumann, der bei der Begutachtung der Arbeiten seiner Studenten immer meinte: "wenn ein Bild nicht geistert, dann ist es nichts!" Und so wartet Mosny bei seinen Bildern auch immer, bis es geistert.

Gonn Mosny bis 2. Sept., Kunstraum Innsbruck Di bis Fr 12-18 Uhr, Sa 10-15 Uhr

www.kunstraum-innsbruck.at

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