Wolfgang Maurer: "Masern sind keine harmlose Krankheit"
Der Impfexperte Wolfgang Maurer von der Medizinischen Universität Wien und Reinhard Schwarz, der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft Antroposophischer Ärzte Österreichs, im Gespräch über ihre Haltung zur Masern-Impfung.
Der Impfexperte Wolfgang Maurer von der Medizinischen Universität Wien und Reinhard Schwarz, der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft Antroposophischer Ärzte Österreichs, im Gespräch über ihre Haltung zur Masern-Impfung.
Wolfgang Maurer
Wolfgang Maurer, Impfexperte von der Medizinischen Universität Wien, kritisiert die Impfgegner.
DIE FURCHE: Herr Doktor, viele Impfgegner lehnen Impfungen generell ab. Sind Sie ein radikaler Befürworter von Impfungen?
Wolfgang Maurer: Für Medikamente gibt es stets Indikationen und Kontraindikationen. So auch fürs Impfen.
DIE FURCHE: Was wäre ein Beispiel für eine Kontraindikation?
Maurer: Ganz allgemein gesprochen müssen die Vorteile die Risiken überwiegen. Eine junge Mutter etwa, die im Ennstal/Schladming lebt, braucht für ihr Kleinkind nicht unbedingt bereits im zweiten Lebenshalbjahr eine FSME-Impfung zu machen. Denn dort gibt es keine FSME-infizierten Zecken.
DIE FURCHE: Impfgegner haben auch ihre Gründe, nicht zu impfen. Einer lautet, dass das Durchlaufen einer Krankheit das Immunsystem trainiert.
Maurer: Kleine Kinder trainieren genug: Bis zum fünften Lebensjahr durchleben sie 40 harmlosere Infektionen. Und wenn sie ein Gramm Dreck am Spielplatz essen, nehmen sie 38.000 Bakterien auf. Außerdem wird auch durch eine Impfung das Immunsystem gefordert. Mit einem Unterschied zur echten Erkrankung: Das Virus ist abgeschwächt, kann sich also nicht so aggressiv im Körper ausbreiten. So bekommt man etwa durch eine Masern-Impfung keine gefährliche Lungenentzündung. Der Körper baut aber sehr wohl die gleichen Antikörper gegen die Krankheit auf.
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