Das Landestheater Linz schmiedet - im neuen Haus - erstmals den "Ring des Nibelungen“. Der Vorabend "Das Rheingold“ hinterließ einen musikalisch wie szenisch zwiespältigen Eindruck.
Für jedes Opernhaus stellt es eine gewaltige Herausforderung dar, die oft an die Grenzen der eigenen Möglichkeiten geht, den "Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner in Szene zu setzen. Am "alten“, kleinen Linzer Landestheater wurde die Tetralogie noch nie gezeigt. Durch den Bau des neuen Musiktheaters am Volksgarten mit den modernsten Bühneneinrichtungen und den nunmehr großen Dimensionen des Hauses, vor allem des Orchestergrabens, wurde dies nun ermöglicht. So begann man noch im Wagner-Jahr den Ring zu schmieden, mit dem "Rheingold“, dem Vorabend der Tetralogie. "Die Walküre“ wird übrigens im März 2014 folgen.
Der deutsche Regisseur Uwe Eric Laufenberg lässt sich bei seiner Inszenierung auf keinerlei Experimente ein. Irgendwo dort, wo der Ursprung der Menschheit vermutet wird, lässt er in einem Nomadenzelt vor ihrer fertigen klassizistischen Burg Walhall die mit wallenden Gewändern und orientalischen Kopfbedeckungen (Kostüme: Antje Sternberg) ausgestatteten Götter samt ihrem gesamten, in Kisten verpackten Mobiliar (Bühne: Gisbert Jäkel) lagern. Die musikalischen Zwischenspiele werden immer durch Videoprojektionen, die stets auf den Ort der Handlung mit Wasser, Wolken, Feuer Bezug nehmen, auf einer länglichen, schmalen Leinwand unterlegt. Spektakuläres darf man sich allerdings nicht erwarten. Die technischen Möglichkeiten des Hauses werden bei weitem nicht ausgenützt. Meist kommt man über behäbiges Rampentheater nicht hinaus. Schlüsselszenen werden leider auch verschenkt. Laufenberg muss sich auch den Vorwurf gefallen lassen, dass er nicht einmal den Versuch einer Neudeutung unternommen hat und dass sich durch die Harmlosigkeit seiner Inszenierung eine matte Zähigkeit und ein Mangel an dramatischer Spannung auf der Bühne einschleichen.
Auch beim Bruckner Orchester Linz unter Dennis Russell Davies herrscht überwiegend matte, kammermusikalische Transparenz vor. Teilweise wird mit zu extremen Piani, gedämpft wahrscheinlich aus Rücksichtnahme auf die Sänger, musiziert. Was aber zu Lasten der von Wagner geforderten Dramatik und farbigen Klanggewalt geht, besonders bei den ohnedies gesangsfreien Verwandlungsmusiken. Erst zum Finale hört man das Orchester gewaltig aufrauschen.
Orchestrale Zurückhaltung
Kein Nachtteil aber ohne Vorteil: Denn die Sänger sind durch diese orchestrale Zurückhaltung immer gut hörbar. Oskar Hillebrandt ist aber in jedem Fall mit seinem Stimmvolumen und seiner intensiven Interpretation der Figur immer noch ein guter Alberich. Bernadett Fodor singt die Erda mit kraftvoller Bühnenpräsenz. Etwas, woran es Gerd Grochowski als Wotan mangelt, wiewohl er ihn sehr nobel singt. Matthäus Schmidlechner ist ein exzellenter, extrem leidender Mime. Michail Bedjai singt den Loge absolut verständlich aber mit leichten stimmlichen Schwächen. Die Riesen, Dominik Nebel und Nikolai Galkin, singen, wie man es von ihnen erwartet, sehr kraftvoll. Großer Jubel und ein paar Buhs!
Das Rheingold
Linzer Musiktheater
31. Oktober, 12., 20. November, 1., 25. Dezember
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