Mechanismen der Macht

Werbung
Werbung
Werbung

Saisonbeginn in Salzburg mit Shakespeare, Schimmelpfennig, Wedekind und einem verunglückten Mozart.

Macbeth und Die Frau von früher - beider Grundthema ist die Verführbarkeit des Menschen zum Bösen. Das Landestheater und das Schauspielhaus Salzburg begannen die Spielzeit mit Bühnenwerken, in denen es um Macht geht, um Macht über Menschen, die nur durch das Böse erworben und erhalten werden kann.

In Macbeth (das Landestheater bedient sich der Übersetzung von Thomas Brasch) liegt alles klar, der siegreiche Feldherr erklimmt den Thron über ein Heer von Leichen. In der Frau von früher aktiviert Roland Schimmelpfennig sehr subtil ein altes Liebesversprechen, dessen Einhaltung die Protagonistin ebenfalls über Leichen gehen lässt.

Die Mechanismen der Macht ähneln in beiden Stücken jenen, die Hannah Arendt in ihrem Eichmann-Buch als "Banalität des Bösen" bezeichnet: Exekution als Alltag. Auf der einen Seite hat man den Hass einer sitzen gelassenen Frau, die ein oberflächliches Liebesversprechen vor vielen Jahren im Wortsinn "todernst" nimmt, auf der anderen eine Lady, deren Liebe in einer normalen ehelichen Verbindung zur treibenden Kraft der Verbrechen erwächst, in die sie sich selbst verstrickt.

Frank Hellmund hat mit Florian Pabs (Bühnenbild/Kostüme) eine interessante moderne Aufführung zu Stande gebracht, die Gerhard Peilstsein (Macbeth) und Britta Bayer (Lady Macbeth) tragen, wobei das gesamte Ensemble großen Anteil am Erfolg hat. Allerdings: Sprechübungen sind dringend vonnöten. Im Studio des Schauspielhauses hat Paola Aguilera in einem eleganten Entree (Martin Käser) die ständig zeitlich gegeneinander verschobenen und sich wiederholenden Bilder in Szene gesetzt. Das hinterhältig Böse wird in diesem Kunstgriff immer deutlicher. Nicola Trub ist diese sitzen gelassene Romy Voigtländer, Volker Wahl der Frank, der seine Liebesschwüre verdrängt hat und Ulrike Arp seine gelegentlich bissige Frau.

Dies war ein sehr guter Saisonstart, dem mit Frank Wedekinds Frühlings Erwachen in der Regie von Ulrich Hüni eine durchaus ansehnliche, im Grunde aber überflüssige Aufführung folgte, zumal heute eine verkorkste Sexualerziehung von anno dazumal niemanden mehr aufregt. Warum das Landestheater im Mozart-Jahr Die Zauberflöte in der Regie von Pet Halmen mit zwei sächselnden Pinguinen als Papageno und Papagena bringen musste, bleibt ein Geheimnis der schlecht beratenen Programm-Planer.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung