Medien im postfaktischen Zeitalter

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Vertreter von einstigen Volksparteien und traditionellen Massenmedien teilen manch Unbill. Dazu gehören sinkende Mitglieder- und Abonnentenzahlen, Wähler- und Seherquoten sowie Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust. Diese krisenhafte Mixtur ist einerseits hausgemacht und andererseits konkurrenzgesteuert. Ganz offen durch die Systemerschütterung (rechts) populistischer Parteien und vermeintlich unausweichlich, weil kommunikationstechnisch getrieben durch angeblich soziale Medien.

Nach anfänglicher Unterschätzung überhöhen Zeitungen, Fernsehen und Radio nun jedoch Facebook, Twitter & Co. Das gilt nicht nur für das häufige Zitieren der digitalen Netzwerke, sondern auch für die latente Warnung vor ihrer schieren Übermacht. So bedrohlich Heinz Christian Straches 425.000 Fans auf Facebook erscheinen mögen: Erst dieser ständige Hinweis lässt sie größer wirken, als sie sind. Denn jeder, der wissen will, was Strache treibt, muss dort ein "Gefällt mir" hinterlassen - auch seine Gegner.

Größere Beachtung erzielen immer noch jene Dinosaurier-Medien, wie sie vor allem Christian Kern und Sebastian Kurz ungeachtet ihrer hohen Digital-Präsenz für das Spiel über die deutsche Zeitungs-und TV-Bande nutzen: Frankfurter Allgemeine, Welt, Bild, ARD. Und daheim antwortet Reinhold Mitterlehner per Gastkommentar im Profil auf einen solchen des Kanzlers aus der Vorwoche.

Die Massenreaktion auf derartige Old-Style-Auftritte gibt den politischen Nutzern von vermeintlichen Papiertigern und angeblich überholtem Patschenkino Recht - wenngleich die Multiplikation via Facebook und Twitter als Turbo wirkt. Nicht von ungefähr hat das Zitat von Mark Twains Reaktion auf seinen Medientod heute bei Medienmachern wie Volksparteien Hochkonjunktur: "Die Nachrichten von meinem Ableben sind stark übertrieben." Die Zeitung taugt auch für das postfaktische Zeitalter.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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