Licht ins Dunkel - © Foto: APA / BKA / Andy Wenzel

Der Zweck heiligt die Mittel nicht

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Der ORF feierte seine „Hilfsbereitschaft“ in einer Spendengala – trotz Lockdowns. Derweil gibt „Servus TV“ Impfgegnerinnen besonders viel Bühne. Beides ist fragwürdig und ein Kontrast zur Pandemieberichterstattung – gerade des ORF. Ein Gastkommentar.

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Der ORF feierte seine „Hilfsbereitschaft“ in einer Spendengala – trotz Lockdowns. Derweil gibt „Servus TV“ Impfgegnerinnen besonders viel Bühne. Beides ist fragwürdig und ein Kontrast zur Pandemieberichterstattung – gerade des ORF. Ein Gastkommentar.

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Die Aktion „Licht ins Dunkel“ ist seit Jahren unter Mitwirkenden wie unter „Betroffenen“ umstritten. Die Diskussion rund um die TV-Gala in Pandemiezeiten bringt diese Auseinandersetzung nun auch in eine breite Öffentlichkeit: Heiligt der Zweck die Mittel? Ist es tatsächlich nötig, Jahr für Jahr eine neue Rekordsumme für „Bedürftige“ zu sammeln? Soll die damit einhergehende öffentliche Darstellung von „Mildtätigkeit“ und salbungsvollen Worten die Art sein, wie man in einer liberalen Demokratie mit dieser Bevölkerungsgruppe umgeht?

Eine Aktion wie „Licht ins Dunkel“ müsste doch als Allererstes der Idee einer inklusiven Gesellschaft folgen. Wenn man aber die Gäste einer solchen Gala, vom Bundespräsidenten abwärts, dazu nötigt, in den süßlich-kitschigen Ton der ORF-Unterhaltungsprogramme einzustimmen, dann vertieft sich ein Riss in der Gesellschaft. Dann polarisiert man, statt zu verbinden. Und vor allem: Warum müssen all diese Persönlichkeiten in Pandemiezeiten auch noch vor Ort ins Studio von „Dancing Stars“ kommen? Haben es denn die Egos der Verantwortlichen dieser Gala wirklich nötig, die eigene Bedeutung mit dem „Wir rufen und alle kommen“ zu unterstreichen? Die O-Töne aus der Welt der Politik hätten wohl auch per Zuspielung in die „Licht ins Dunkel“-Gala eingebaut werden können.

Müsste man als journalistisches Medium solche Gäste nicht eher kritisch befragen: Wie kann es in einem reichen Land wie Österreich sein, dass Barrierefreiheit auch im Jahr 2021 immer noch nicht zu hundert Prozent besteht? Wie kann es sein, dass Firmen sich von ihrer Verpflichtung, behinderte Menschen in ihre Betrieben aufzunehmen, einfach freikaufen? Wie gehen wir in unserer Gesellschaft mit „Außenseiterinnen“, mit „Andersdenkenden“ ganz grundsätzlich um?

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