Weißmann - © Foto: APA / Eva Manhart

ORF: Politik-Rugby

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Der ORF ist Spiegelbild der politischen Kultur unseres Landes. Vorschläge, die ORF-Gremien „unpolitisch“ zu besetzen, gehen aber am Wesen der Demokratie vorbei. Ein Gastkommentar.

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Der ORF ist Spiegelbild der politischen Kultur unseres Landes. Vorschläge, die ORF-Gremien „unpolitisch“ zu besetzen, gehen aber am Wesen der Demokratie vorbei. Ein Gastkommentar.

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Der ORF war einstmals die „mächtigste Medienorgel“ (© Gerd Bacher) des Landes. Und ist noch immer beliebtestes Medienspielzeug politischer Instanzen. In den letzten Monaten ist via WhatsApp – der wesentlichen Form der politischen Entscheidungsfindung von Teilen unserer politischen Klasse – auch einiges zum ORF ruchbar geworden. Absolut nichts Neues, immer die gleiche Leier. Mehr Einfluss auf den ORF.

Mit der inbrünstigen Erwartung, dass eine der eigenen Parteifarbe noch ergebenere Führung riesige (Wahl-)Vorteile bringe. Konstruktive Anmerkungen zu Qualität von Programmen, ob „Universum“ oder „Schauplatz Gericht“, Parlamentsübertragungen, gar zu Religion und Kultur, sind auf den WhatsApp-Meldungen nicht einmal von Staatsanwälten zu finden.

Dabei sendet der ORF 24 Stunden am Tag. Auch mit vielen sehr guten Journalist(inn) en, die die Programmrichtlinien und das ORF-Gesetz kennen. Sonst schlimmstenfalls daran erinnert werden könnten. Manche Dinge lassen sich über Jahrzehnte erkennen. Ein Blick auf das Werden der ORF-Chefs lässt tief blicken. (Fast) immer getrieben von der Sehnsucht der politischen Mehrheit im Lande, eine ihr gewogenen Persönlichkeit in den Chefsessel zu hieven. Ohne Rücksicht auf Verluste. Politisches Rugby. Nicht Schach. Mit wuchtigen Interventionen. Was da vor Wahlen alles versprochenund gedroht wird, geht auf keine Kuhhaut. Aber. Die unterlegene Fraktion im Kuratorium, dem späteren Stiftungsrat, sinnt jeweils auf Rache. Wehe, wenn sie wieder die Mehrheit hat. Eine Art „domestizierte Blutrache“, unauslöschbar in den Unterlegenen, blieb immer bis zur nächsten Wahl. Trotzdem, Kandidat(inn)en für den Chefposten des ORF wissen schon vorher, was sie erwarten wird. Nach der Wahl jammern, klingt jämmerlich.

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