Mediengewichtung durch Zitate

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Das laute Wehklagen über die mangelnde Treffsicherheit von Wahlprognosen übertönt den leisen Unmut zu aktuellen Mängeln der Media-Analyse. Marktforschung - jedenfalls jene zu Stimmabgaben und Informationsverhalten - stößt insgesamt an ihre Grenzen. Die Verfahren sind zwar nicht urplötzlich falsch, aber eine sich rasant ändernde Gesellschaft entzieht sich ihnen zusehends.

Die Krise quantitativer Methoden sorgt für den Aufschwung qualitativer Ergänzungen. Von Fokusgruppen bis zu Panels bringen Alternativen zur herkömmlichen Meinungsumfrage tiefer gehende Daten. Umso verblüffender wirkt es, dass ein bewährtes Instrument zur Messung der Mediengewichtigkeit in Österreich keine regelmäßige Anwendung findet: Welche Zeitung, welcher Sender, welches Programm wird von der Konkurrenz am häufigsten zitiert?

In Deutschland liegen in dieser Kategorie seit jeher Spiegel und Bild im Wettbewerb um Platz 1, Süddeutsche und Welt, ARD und ZDF folgen zumeist im Spitzenfeld. In Österreich entwickelt sich dagegen erst seit zwei Jahrzehnten eine echte Zitierkultur. Ausgerechnet die Vermarktung von News gab dafür den Ausschlag. Heute sind wir gewohnt, dass am Freitag für die Samstagzeitungen vorab gemeldet wird, was das am Sonntag erhältliche profil vom Montag berichten wird. Und das lange geübte Abschreiben ohne Quellenangabe ist endlich verpönt.

Eine heimische Zitier-Hitparade würde ergeben, dass anders als die Bild die Krone in diesem Bereich wenig Rolle spielt. Doch wie neben den genannten Magazinen die nationalen und regionalen Blätter in Konkurrenz mit den Sendungen des ORF abschneiden: Das gäbe viel Aufschluss über die wahre Wichtigkeit eines Informationsangebots. Ein solches Korrektiv zu üblichen Reichweitenforschungen könnte zahlreiche Zerrbilder der Medienlandschaft zerstören.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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