Meister des Neo-Barock

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Das Jüdische Museum erinnert an den Architekten Carl König.

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Das Jüdische Museum erinnert an den Architekten Carl König.

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Es wird höchste Zeit, die meisterlichen Bauwerke des Neo-Barock im Wiener Stadtbild wiederzuentdecken! Um die Jahrhundertwende fand in der Residenzstadt neben Otto Wagners bahnbrechendem Wirken die Ringstraßenzeit in Bauten des Neubarock ihren Ausklang. Dem wohl profiliertesten Vertreter dieser Architektur, Carl König, widmet das Wiener Jüdische Museum bis 12. September eine umfassende und genußreiche Ausstellung. König führte die Wiederbelebung eines spezifisch österreichischen Baustils zur Blüte, Neugotik und Neo-Renaissance wurden weitgehend abgelöst.

Der aus gutbürgerlichem jüdischem Elternhaus Stammende, 1841 geboren, studierte am Polytechnischen Institut (heute TU), war einer der ersten Schüler Friedrich Schmidts an der Akademie der Bildenden Künste und wurde bald Assistent und später Nachfolger von Heinrich Ferstel als Professor am Polytechischen Institut. Fast 50 Jahre prägte er die Ausbildung von Architektengenerationen, zu deren renommiertesten Josef Frank, Friedrich Kiesler, Clemens Holzmeister oder Oskar Strnad gehörten.

Zu den von Carl König entworfenen Bauten zählen vornehme Geschäfts- und Wohnhäuser (Philipp-Hof am Albertinaplatz - im 2.Weltkrieg zerstört, Palais Herberstein am Michaelerplatz - innen umgebaut und mit neuem Dachaufbau versehen, Häuser am Kohlmarkt, Neuen Markt, in der Rotenturmstraße), Palais und Villen (Prinz-Eugen-Straße, Theresianumgasse, Gloriettegasse, Peter Jordan-Straße). Neben herrschaftlichen Anwesen errichtete König auch Synagogen und Grabdenkmäler.

Als Meisterwerke ihrer Zeit aber gelten noch heute Königs Repräsentationsbauten: das "Haus der Industrie" am Schwarzenbergplatz, der Erweiterungsbau der TU am Karlsplatz sowie die "Börse für landwirtschaftliche Produkte" in der Taborstraße (Spielstätte des Odeon-Theaters). Seine Fassaden voll üppigstem figuralem oder floralem Dekor, die plastische Gebäudegestaltung mit Balkonen, Erkern, schwungvollen Gesimsbändern, die Kuppeln, Giebel- und Dachaufbauten voll Pomp und Grazie beeinflußten das Baugeschehen weit über den Jahrhundertbeginn hinaus.

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