Melancholie in einem eitlen Dreierpack vereint

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Drei Schwestern, eine schöner und schwermütiger als die andere, hat Anton Tschechow in seinem gleichnamigen Drama auf die vergebliche Suche nach Glück und Zufriedenheit geschickt.

Ständig übermüdet und zumeist etwas überreizt wandern sie über die Reichenauer Theaterbühne. Olga (Petra Morzé), Mascha (Regina Fritsch) und Irina (Stefanie Dvorak) können der Kälte der russischen Provinzstadt, in die sie ihr kürzlich verstorbener Vater mitgenommen hat, nichts abgewinnen. Zurück nach Moskau lautet ihr sehnlichster Wunsch, der sie über die Jahre begleitet und der zusehends in weite Ferne rückt. Nur Andrej, der Bruder (André Pohl), hat sich den Träumen seiner Schwestern entzogen und versucht sein Glück in der Ehe und im Staatsdienst, um es dann beim Kartenspiel fast zu verlieren.

Die Wünsche liegen auf der Seele

Um die Familie Prosorow herum scharrt sich eine illustre Männerrunde aus liebeshungrigen, kauzigen und realitätsfremden Herren, die gerne philosophieren und gute Ratschläge erteilen. Jede der Rollen ist besetzt mit bewährten Mitgliedern des Festspielensembles. Allen voran Publikumsliebling Peter Matic, der den Militärarzt Tschebutykin spielt und Gerrit Jansen, dem Shootingstar aus dem letzten Festspielsommer, der heuer in der Rolle des Baron Tusenbach zu sehen ist. Am Ende wird der Baron seine Liebe zu Irina beim Duell mit dem Leben bezahlen, und auch Mascha, die als einzige der Schwestern geheiratet hat, kann ihre Zuneigung zum ebenfalls verheirateten Werschinin (Markus Meyer) nicht froh machen. Die Suche nach dem Glück beginnt also wieder von vorn und die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich aufs Neue.

Tschechows Drama bietet trotz seiner tragischen Wendungen, eine Vielzahl an heiteren fast übermütigen Momenten, denn nicht die Lebensumstände sind es, die den Figuren so schwer auf der Seele lasten, sondern die Vielzahl an unerfüllten Wünschen und Hoffnungen. Maria Happel, die 2004 mit Tschechows Kirschgarten ihr Regiedebüt in Reichenau gab, konzentriert sich in ihrer Inszenierung viel zu sehr auf die inneren Konflikte, ohne dabei die seelischen Zerwürfnisse wirklich nachvollziehbar auszuarbeiten. Vor allem die ersten beiden Aufzüge sind gefüllt mit langatmigen Textpasssagen, die die Schauspieler weniger zum Interagieren als zum Monologisieren einladen. Der melancholisch gedrückte Grundton wird durch die düster gestaltete Bühne zusätzlich verstärkt. Es fehlt an Regieeinfällen und an pointierten Szenen, die helfen sollten, ins Stück zu finden. Trotzdem schaffen es einige der Schauspieler, allen voran Morzé, ihrer Rolle Authentizität zu verleihen. Als ein Glücksgriff erweist sich die Besetzung des Unteroffiziers Fedotik mit dem Nachwuchstalent Michael Pöllmann, der mit wenigen kurzen, aber charmanten Auftritten, in einer sonst recht farblosen Inszenierung, Akzente zu setzen vermag.

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