Menschsein im Maschinenkörper

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Im Westen schlug die große Stunde der japanischen Popkultur in den 1990ern: Mangas, die dortige Form der Comics, und Animes, das Zeichentrick-Pendant, waren damals begehrte Objekte. Hollywood hatte bis dato seine Probleme, mit ihnen viel anzufangen - und erst recht nicht rasch: Das Remake von "Ghost in the Shell" ging vor zwei Jahren unter, am Klassiker "Akira" wiederum haben sich etliche Produzenten die Zähne ausgebissen. Auch Yukito Kishiros Manga-Vorlage zu "Alita: Battle Angel" erschien zwischen 1990 und 1995. Hier war es James Cameron, der die Rechte erwarb, gut zwei Jahrzehnte ins Land ziehen ließund schließlich einsehen musste, dass neben etlichen "Avatar"-Fortsetzungen keine Zeit für eine Umsetzung sein würde. Letztlich bekam Robert Rodriguez ("Sin City") seinen Regiestuhl, und oberflächlich ist es auch ein solides Science-Fiction-Feuerwerk, das dabei herausgekommen ist.

Über Iron City, der letzten Siedlung auf Erden, schwebt eine Stadt, auf deren Müllhaufen der gute Doc Ido (Christoph Waltz) einen Cyborg findet. Alita kann sich an nichts erinnern. Ihre Reflexe jedoch, das Wissen um die Kampfkunst des letzten Kriegs und die Energiequelle, die in ihr steckt, lassen einiges vermuten. Auch den herrschenden Mächten bleibt ihre Existenz nicht lange verborgen: Sie sucht den Ärger förmlich. Manchmal amüsant, dann wieder als Teenager-Liebesgeschichte, dann actionlastig tastet sich der Streifen durch die Heldenwerdungs-Geschichte, die regelmäßig danach fragt, was das Menschsein ausmacht. Genau dafür lässt aber die Tiefe der Charaktere bis auf Alita, das Gehirn im Maschinenkörper, zu wünschen übrig. Ähnlich ist es mit der Stimmung: Strahlend erhaben oder bunt als Fleckerlteppich, jedenfalls aber verharmlost wirkt die postapokalyptische Gemeinde, selbst in der Arena, wo es alle in Stücke zerfetzt. Fortsetzung folgt vermutlich. Wenn sie ähnlich x-beliebig ist wie hier, lässt sie sich allerdings auch ohne Film ausmalen.

Alita: Battle Angel USA 2019. Regie: Robert Rodriguez. Mit Rosa Salazar, Christoph Waltz, Keean Johnson. Centfox. 122 Min.

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