Meyer setzte Glanzpunkt

Werbung
Werbung
Werbung

Zum zehnjährigen Bestehen der Festspiele "Kunst & Künstler in Reichenau" fand sich zu den ersten Premieren - Raimund und Nestroy - besonders viel Prominenz im traditionsreichen Kurort an der Rax ein. Längst hat sich Reichenau mit Qualität und Quantität eine Sonderstellung in Niederösterreichs auch sonst durchaus ansehnlichem Theatersommer erobert. Wo sonst gibt es ein derart einzigartig gemischtes Ensemble aus Schauspielern von Burgtheater, Josefstadt und Volkstheater, wo sonst sind praktisch alle Vorstellungen Wochen im voraus ausverkauft?

Bezüglich des von Intendant Peter Loidolt angestrebten Baues eines modernen Festspielhauses - das freilich kaum mehr Zuschauer fassen würde als das jetzige Kurtheater - klang jedenfalls bei nicht wenigen Skepsis an, auch beim schauspielerischen Aushängeschild, bei Burgschauspieler Robert Meyer, der zur "Bescheidenheit" riet. Meyer setzte mit seiner Inszenierung von Ferdinand Raimunds "Der Alpenkönig und der Menschenfeind", in der er selbst den Misanthropen Rappelkopf darstellte, ein Glanzlicht heutiger Raimundpflege: ein Vollblut-Theatermann, ein Charakterkomiker allererster Güte. Nicht nur Rappelkopf, dem hier sein Doppelgänger die Auswüchse zerstörerischen Menschenhasses vorführt, sondern jedem Zuschauer wird die Botschaft des Stückes - "Erkenne dich selbst!" - mit soliden theatralischen Mitteln unaufdringlich bewußtgemacht.

Das Bühnenbild von Peter Loidolt - einfach, aber wirkungsvoll - vermittelt die richtige Stimmung, die Akteure treffen stets den richtigen Ton. Solche Schätze von Raimund-Dienstboten wie den wichtigtuerischen Martin Zauner (Habakuk) und die stimmgewaltige Maria Happel (Lischen), ein so sympathisches Liebespaar wie Regina Schweighofer (Malchen) und Boris Jacoby (August Dorn), eine derart edel duldende Ehefrau wie Marianne Nentwich (Sophie) oder einen so trefflich auftretenden und artikulierenden Alpenkönig wie Joseph Lorenz (Astragalus) wird man so bald nirgends finden.

Nicht ganz so gut gelang die zweite Premiere, Johann Nestroys Spätwerk "Frühere Verhältnisse", das einfach zu kurz ist, um eine ganze Vorstellung zu tragen. Zwar lassen der auch mit der Regie betraute Heinrich Schweiger (Muffl) und der leider häufig die Souffleuse benötigende Walter Langer (Scheitermann) immer wieder ihre Fähigkeiten als alte Nestroy-Haudegen aufblitzen, aber abgerundeter wirken die Leistungen der Damen Sylvia Lukan (Peppi Amsel) und Elisabeth Augustin (Josephine).

Bis 3. (Raimund) und 9.8. (Nestroy).

Restkarten: 02666/2528 oder 3654.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung