Milliarden für Öl und Gas aus der Arktis

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Wenn zwischen dem US-Erdölriesen ExxonMobil und der russischen Regierung von Bohrrechten die Rede ist, dann geht es nicht um kleine Summen. Relativ unbemerkt von der Weltöffentlichkeit wurde im Schwarzmeerort Sotschi Anfang September eines der größten Ölabkommen des Jahres 2011 geschlossen. Der russische Rosneft-Konzern und der amerikanische Weltmarktführer werden in den kommenden Jahren über 3,2 Milliarden Dollar in die Hand nehmen, um in der Karasee vor Sibirien nach Rohöl und Erdgas zu suchen.

Für die russischen Verantwortlichen des Großprojektes ist das Ziel klar: "Obwohl ExxonMobil in über hundert Ländern tätig ist, wird es früher oder später auch in der Arktis Fuß fassen wollen. Wer als erster dorthin kommt, wird große Vorteile haben“, sagt der russische Generaldirektor des Fonds für nationale Sicherheit Konstantin Simonow. Mit dieser Meinung steht Simonow nicht alleine da.

Geht es nach Analysten des globalen Erdölhandels, ist die Arktis tatsächlich eines der letzten Hoffnungsgebiete für die erdölfördernde Industrie. Die Konkurrenz ist offenbar riesig. So hat ExxonMobil den von den Schadenersatzzahlungen wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko schwer angeschlagenen Konkurrenten BP ausgestochen, obwohl bereits ein Vertrag des britischen Ölmultis mit Rosneft bestanden hatte.

Schwere Bedenken gegen Arktis-Bohrungen

Gegen die Ausbeutung der Erdölvorkommen in den kalten Meeren laufen Wissenschafter und Umweltorganisationen seit Jahren Sturm. Denn der Abbau von Ölrückständen oder gar eines "Oilspills“ im Fall eines Unglücks ist in kalten Gewässern beinahe unmöglich. Grund dafür ist die Abwesenheit von Bakterien, welche Öl zersetzen können, und die fehlende Sonneneinstrahlung. Nur in warmen Meeren können sind auch Katastrophen größeren Ausmaßes verkraftbar. Bis heute haben sich Flora und Fauna am Prince William Sound an der Küste von Alaska nicht von den Folgen der Havarie des Supertankers Exxon-Valdez im Jahr 1989 erholt. Forscher, wie der Wiener Meeresbiologe Gerhard Herndl, warnen deshalb vor einer Ausbeutung der Bodenschätze in nördlichen Gewässern. Doch dem stehen wirtschaftliche Interessen entgegen.

Unter dem Arktismeeresboden vermutet der Geologische Dienst der USA Lagerstätten mit bis zu 90 Milliarden Tonnen Rohöl und 27 Milliarden Tonnen an Erd- und Flüssiggasen. Schottische und britische Erdölförderer haben bereits 2010 begonnen, vor der Küste Grönlands nach Öl zu bohren. Was Wissenschafter Klimaschützer bedauern, ist dabei für die Konzerne eine glückliche Fügung: Das Abschmelzen des Polareises ermöglicht nun den billigen Transport des Öls per Schiff. (tan)

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