Missing Link - © MAK

"Missing Link": Zwischen Urgrund Utopie und Analyse

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Die Ausstellung „Missing Link – Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien“ im Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) entführt in eine Epoche, als Kritik eine gelebte Praxis und Utopien noch denkbar waren.

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Die Ausstellung „Missing Link – Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien“ im Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) entführt in eine Epoche, als Kritik eine gelebte Praxis und Utopien noch denkbar waren.

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Sex, Love and Rock ’nʼ Roll“: Der Aufbruchsgeist der 1970er erfasste auch die österreichische Architekturszene mit Vehemenz. Kein Stein blieb auf dem anderen, alles wurde fluid. Das „Austrian Phenomenon“ war geboren. 1967 gründeten die Brüder Manfred und Laurids Ortner die Gruppe HausRucker-Co, 1968 folgten Coop Himmelb(l)au, 1969 Zünd-Up, 1970 Missing Link. Adolf Krischanitz, Otto Kapfinger und Angela Hareiter, drei Architekturstudierende der TU Wien, gründeten die Gruppe. 2014 fiel dem Museum für angewandte Kunst (MAK) ihr Archiv in den Schoß. Ein Schatz.

Sebastian Hackenschmidt, der Kurator der Schau „Missing Link – Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien“, konnte aus dem Vollen schöpfen. Die Ausstellungsarchitektur von Claudia Cavallar und Lukas Lederer bahnt mit Wänden als Displays einen Weg durch das dichte, multiperspektivische Universum von Missing Link. 500 Objekte eröffnen deren Denkraum von 1970 bis 1980: atemberaubend gekonnt gezeichnete Architekturperspektiven mit unorthodoxen Sujets, Skizzen, Collagen, Aktionen, Experimentalfilme, stadtsoziologische Studien, Objekte, Publikationen, Poster und Texte. Ikonische Objekte wie der „Galaxy Chair“ von Walter Pichler und Arbeiten der zeitgenössischen Avantgarde schaffen Kontext und Bezüge.

Setzten sich die anderen Gruppen wie Bands auf Plattencovers in Szene, hatten Krischanitz, Kapfinger und Hareiter einen Gorilla neben sich und trugen Rettungsringe um den Hals. Sie waren die einzige Formation mit einer Frau in der Truppe, als „Missing Link“ zwischen Intellekt und Affe betrieben sie Grundlagenforschung vom Urgrund bis zur Utopie, vom Zelt bis zum schwimmenden Wohnmodul. Auf dem Hauptplatz von Graz stellten sie die „Weltattrappe“ nach: Alle nötigen Utensilien – weiße Kreide, Stangen, Scharniere und Tücher – hatten auf dem Rücksitz eines Volkswagens Platz. Ein weißer Kreis auf dem Boden wurde zur Welt, Tücher und Stangen zum Raum. Symbole luden ihn mit Bedeutung auf, sie waren zweifach betitelt: Kreuz – Scheuche, Bombe – Wolke, Arche – Raumschiff.

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