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Der Wiener Kreuzweg von Joseph Führich in der Albertina.

Mindestens seit der Zeit seiner Dissertation hatte sich der ehemalige Direktor des Dom- und Diözesanmuseums Bernhard Rittinger auf die Suche nach den Vorzeichnungen für den Kreuzweg von Joseph Führich in der Johann-Nepomuk-Kirche im 2. Wiener Gemeindebezirk gemacht. Ohne Erfolg. Per Zufall entpuppte sich eine Rolle Kartons im Museum für Angewandte Kunst als eben jene Vorzeichnungen in Originalgröße. Die Erben vermachten diesen Sensationsfund der Albertina, die nach den nötigen Restaurierungen nun einen Einblick in die Entstehungsgeschichte eines der berühmtesten und durch Reproduktion sehr weit verbreiteten Freskozyklen zum Thema Kreuzweg des 19. Jahrhunderts gewährt.

Monumentale Malerei ...

Die Präsentation in der Albertina leistet Mehrfaches. Einmal hat man natürlich aufgrund der relativen Nähe die Möglichkeit, die Kartons mit den ausgeführten Fresken zu vergleichen. Dann bietet die Schau eine Gegenüberstellung der Kartons mit dem Vorgängerzyklus, den Führich für den Prager Laurenziberg angefertigt hatte und der sich noch wesentlich enger an das große Vorbild Albrecht Dürer anlehnt. Weiters sieht man die Weiterentwicklung an Farbstudien und vor allem die Übertragung in Druckgrafik in handlicher Größe, die zur weiten Verbreitung - von Führich aus missionarischen Absichten durchaus forciert - führten. Vor allem sieht man aber auch einige Skizzenblätter, die den langen Weg zu den Fresken beginnen und die dem zeitgenössischen Auge am leichtesten zugänglich sind.

Joseph Führich (1800-1876) kehrte von seinem Romaufenthalt als "Nazarener" zurück, als ein Maler, der seine Kunst bewusst in den Dienst der christlichen Verkündigung stellen wollte. Monumentale Malereien in Kirchen und druckgrafische Reproduktion zu einem für jedermann leistbaren Preis unterstützten dieses Unterfangen.

Angelehnt an die kompositorischen und anatomischen Errungenschaften der Spätrenaissance und des Manierismus versuchten Führich und Kollegen, wieder einen künstlerischen Stil zu kreieren, der allgemein verständlich war und daneben die Kluft zwischen christlichem Leben und Kunstschaffen überbrückt.

... und die Kraft der Skizze

Die Kartons in der Albertina sind für dieses Unternehmen ebenso wichtig wie die ausgeführten Fresken in der Johann-Nepomuk-Kirche. Galten sie ihrem Schöpfer doch nicht als ein Zwischenstadium, vielmehr wurden sie als der reine Ausdruck der künstlerischen Idee angesehen. Noch nicht durch Farbe "bekleckst", betrachtete man die Zeichnung als den reinen Ausdruck der Absicht des Künstlers, große Kunst zu schaffen, die überzeugend von der Heilsgeschichte durch Jesus Christus erzählt. Und so steht man denn auch gebannt vor den großartigen Zeichnungen von Führich, ist überwältigt von seiner Meisterschaft in der großen Komposition und im kleinen Detail. Überzeugung indessen stellt sich nicht gleich ein - erst dann, wenn man wieder zu den Skizzenblättern zurückkehrt.

Joseph Führich

Die Kartons zum Wiener Kreuzweg

Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien

bis 13. 10., tägl.10-18, Mi 10-21 Uhr

Katalog: Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Joseph Führich, Die Kartons zum

Wiener Kreuzweg, Wien 2005,

96 Seiten, e 23,-

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