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Das Volkstheater tourt mit selten gespieltem Nestroy durch Wien.

Vom "schauerlichen Tunnel bei Gumpoldskirchen" der gar nicht notwendig war, für den man aber mühsam "vier Schuh' Weingartengrund" aufgeschottert hat, um unterirdisch fahren zu können, erzählt ein selten gespieltes Nestroy-Stück, mit dem gerade das "Volkstheater in den Bezirken" durch Wien tourt. "Eisenbahnheiraten" (nicht "Eisenbahnerheiraten", wie der "Standard"-Veranstaltungskalender meldete) oder "Wien Neustadt Brünn" heißt das Werk, das Nestroy wie üblich aus einer fremden Vorlage zurechtwienerte.

Die turbulente Verwechslungskomödie um zwei Cousins auf Freiersfüßen hält inhaltlich und hinsichtlich der Wortspiele und Couplettexte dem Vergleich mit Nestroys Meisterwerken nicht stand. Dass die Aufführung trotzdem flott und unterhaltsam gerät, ist der Regie von Erhard Pauer und dem musikalischen Schwung von Peter Uwira zu verdanken. Inszenierung, Musik und die Bühne von Walter Vogelweider - die Rückwand deutet Waggonfenster an - lassen die Rasanz spüren, die das neue Eisenbahnzeitalter ins beschauliche Biedermeier brachte.

"Mit Liebe und Dampf geht alles" lautet das Motto des Stückes, in dem der Maler Patzmann (Fritz Hammel spielt die Nestroy-Rolle mit großer Selbstsicherheit) die Fäden zieht und das nach einigen Bahnfahrten zwischen den im Untertitel genannten Städten mit vier Hochzeitspaaren endet. Aus dem Schauspieleraufgebot stechen Alfred Rupprecht als dümmlicher Blasinstrumentebauer Peter Stimmstock, Werner Prinz als Brünner Bäcker Zopak und Wolfgang Klivana, der gekonnt konfus durch die Handlung führt, hervor.

Das Theater in den Bezirken, derzeit geleitet von Frank Michael Weber, geht im Herbst in seine 50. Saison und erfüllt in Wien einen wichtigen kulturpolitischen Auftrag. Es erreicht sicher ein Publikum, das weit über die regelmäßigen Theaterbesucher hinausreicht und auch einen anderen Zugang zu den Stücken hat. Hier reagieren die Zuschauer heftiger auf Zweideutigkeiten als an der "Burg", hier haben sie aber auch weniger Geduld bei langatmigen Szenen. Bei diesen "Eisenbahnheiraten" sparte das Premierenpublikum in der Berufsschule Längenfeldgasse nicht mit Applaus.

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