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Die Neue Galerie Graz widmet Hubert Schmalix eine große Personale.

Der Hunger nach Farbe ließ in den 1980er-Jahren junge Künstler wieder zum Pinsel greifen. Strotzende Atmosphäre, emotionsgeladene Subjektivität und ausdrucksstarke Gestik, auf Leinwände gebannt, waren angesagt. In seiner ersten Ausstellung 1978 in der Neuen Galerie zeigte der damals 26-jährige Grazer Hubert Schmalix Stillleben, die man als die Initiation der Neuen Malerei in Österreich erkannte. Das Bild Vierzehn Zigaretten, auf welchem Zigarettenkippen vor gelbgrünem Hintergrund zu sehen sind, umgibt seither die Aura einer Ikone für die Malerei der "Jungen Wilden", zu denen Künstler wie Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch und Herbert Brandl gezählt wurden.

Unter dem Titel Figur und Farbe richtet nun die Neue Galerie für Schmalix eine große Personale aus: eine üppige Retrospektive seiner Arbeiten aus der Zeit von 1976 bis 2006. Galerie-Leiterin Christa Steinle kuratierte die Schau, die dem Besucher anhand von rund hundert Werken die vielfältigen Schaffensphasen des Künstlers vor Augen führt.

Zentrale, stets wiederkehrende Motive seiner Arbeit sind der weibliche Akt, Stillleben und Landschaften. Es sind die unmittelbar im Prozess des Malens formulierten Gefühle, die die massive Strahlkraft seiner monumentalen Werke ausmachen. Große Explosivität und formale Strenge nehmen den Betrachter gefangen. Während Schmalix' Arbeiten in den 70er-und frühen 80er-Jahren noch durch koloristische Expressivität und schwungvollen Pinselstrich gekennzeichnet sind, wird Mitte der 80er die weibliche Figur vor einem nahezu eintönigen Hintergrund zum zentralen Motiv. Dem comichaft vereinfachten Frauenkörper leistet formal meist ein Gebrauchsgenstand Gesellschaft, eine Kommode, ein Krug, ein Messer. Bildzitate entstehen, wie wir sie aus der abendländischen Kunstgeschichte kennen. Die Frauenbilder erinnern an Heilige und ihre Attribute, an die raffinierte Bündelung von Figur und Gegenstand.

1987 übersiedelte Schmalix nach Los Angeles und erweiterte sein malerisches Vokabular. Es entstanden überraschende Christusbilder und rasterartige Stadtansichten. In seinen aktuellen Arbeiten hat Schmalix die vertraute Buntfarbigkeit zurückgenommen. Er kokettiert mit einer exotisch lyrischen und unschuldigen Note, wo man sie nicht vermutet. Schmalix führt medial hypertrophierte Sujets, wie etwa Pornos, einem malerischen Interesse zu und stellt den sexualisierten Akt ins Zentrum seiner Arbeit.

Japanische Holzschnitte beeinflussten seine Serie Mit eigener Hand gemalt aus dem Jahr 2006. Diesen meist großformatigen Bildern gelingt es, das unverbindlich Flüchtige der "Neureichenästhetik" (Anselm Wagner) kippen zu lassen, indem Kleinigkeiten wie verknotete Seile, Steine oder Astgabeln überdimensional verzerrt auf Leinwände gezoomt werden und so ein Gefühl von Dauer und Fülle vermitteln. Der heute in Wien und Los Angeles lebende Künstler ist sich der malerischen Tradition und der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst bewusst. Seine sich daraus entwickelnde unverkennbar natürliche Bildsprache hält das Medium der Malerei bis heute zeitlos aktuell.

Hubert Schmalix. Figur und Farbe

Neue Galerie Graz

Sackstraße 16, 8010 Graz

neuegalerie@museum-joanneum.at

Bis 15. 4. Di-So 10-18 Uhr

Katalog hg. v. Christa Steinle

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