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Paul Flora, neben Max Weiler wohl der beliebteste bildende Künstler Tirols, feiert seinen 75. Geburtstag mit einer Werkdokumentation von exakt 75 Arbeiten aus den Jahren 1940 bis 1997, die das Tiroler Landesmuseum in Innsbruck präsentiert. Es wäre Hohn und Frevel, die Arbeiten Paul Floras als Karikaturen zu bezeichnen. Flora ist kein Karikaturist, wenn er auch über Jahrzehnte für die Wochenzeitung „Die Zeit” arbeitete. Gerade das Tagesaktuelle ist es, das Flora nicht anspricht. Der scheue Zeitgenosse, der dann und wann in der Gegend seines Domizils auf der Hungerburg in Hoch-Innsbruck erscheint, ist viel eher derjenige, der beobachtend, reflexiv auf Jetzt-Zeitliches eingeht, und es dann mit seiner sprichwörtlichen spitzen Feder - manchmal mit etwas Farbe -notiert. Die Schaffung kurzlebiger Gags liegt ihm fern.

„Ungefähr 20.000 Blätter müssen es bisher sein”, meint Flora rückblickend. Seine Laufbahn als Zeichner nahm im Umkreis von Alfred Kubin ihren Ausgang. Auch er liebt das Dämonische aber nicht nur das. Floras Gedankenwelt und damit auch seine Themen resultieren aus seiner besonderen Gabe, in seiner Phantasie auftauchende Worte wörtlich und Bilder bildlich zu nehmen, sie zu vi-sualisieren und aus ihnen seine lyrischen, bisweilen skurrilen - als heiter und lebensfroh mißverstandenen -

Tuschezeichnungen entstehen zu lassen. Seine Gesellschaftkritik ist spitz, aber seine Striche schmerzen nicht.

Im Blatt „Die kleinen und großen Seufzer eines Bildhauers ”(1981) wird das „Ach” eines Künstlers von einem Ausspruch des Schmerzes, der im Laufe jeder künstlerischen Tätigkeit und der (Selbt-)Behinderungen ja immer wieder auftritt, den Prozeß des Kreativen aber auch so oft zu einem erfolgreichen Ergebnis führt, zum Modell. Das „Ach” in groß, in fett oder in klein und dünn stellt Flora plötzlich selbst als das Ergebnis künstlerischer Tätigkeit hin - und der gestaltende Bildhauer wird von der Gewalt seiner Skulptur fast erdrückt. Ein anderes Blatt nennt sich „Pentvilla-ge” und stellt die Abwandlung beziehungsweise Flora-logische Entwicklung des Wortes „Penthouse” dar. Er plaziert eine stadtähnliche Ansammlung von Häusern auf dem Dach eines Wolkenkratzers - aber gottlob, diese Vision von New York ist weit entfernt von Tirol. Dort kann man höchstens zwischen Floras Lieblingstiere, die Raben, geraten.

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