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Die neueste gemeinsame Publikation von Frederking & Thaler und GE= garantiert ästhetische Ägypten-Erlebnisse.

Schwinge dich also, so gut du kannst, in Gedanken mit mir zum Mond empor und reise mir nach und beobachte, wie sich die Dinge auf der Erde von dort aus den Augen zeigen werden. Fürs erste bilde dir ein, du sehest die Erde ganz außerordentlich klein, ich will sagen, noch kleiner als den Mond; so dass ich mir, wie ich zum ersten Mal hinunter guckte, gar nicht vorstellen konnte, wo alle die hohen Berge und das so große Weltmeer geblieben wären; und ich versichre dich, hätte ich den Koloss zu Rhodus und den Leuchtturm bei Pharos nicht erblickt, ich würde die Erde gar nicht einmal gefunden haben; so aber ließen mich jene so hoch emporragende Kunstwerke und der Sonnenglanz, der mir aus dem Ozean entgegenspiegelte, schließen, dass das, was ich sah, die Erde sei. Wie ich aber einmal die Augen scharf darauf geheftet hatte, wurde mir alles so deutlich, dass ich nicht nur Völker und Städte ganz genau erkennen, sondern sogar sehen konnte, wie die einen auf dem Meere daher segelten, andere Krieg führten, noch andere ihr Feld bauten und wieder andere zu Gerichte saßen; ich unterschied sogar Männer und Weiber und Tiere, und überhaupt alles, was lebt und webt auf der alles ernährenden Erde."

Reine Phantasie

Der griechisch schreibende Schriftsteller Lukian von Samosata musste sich um das Jahr 160 n. Chr., als er in seinem Prosadialog "Ikaromenippus oder die Luftreise" den Satiriker Menippus nach seiner Reise von der Erde zum Mond seinen Blick auf die Erde schildern ließ, noch gänzlich seiner Fantasie bedienen. Dass vom Himmel aus gerade so imposante Bauwerke wie der Leuchtturm von Pharos noch erkennbar sind, konnte er nur ohne jede Erfahrung berichten.

Von der Möglichkeit tatsächlich aus der Sicht eines Vogels zu sehen, war er noch weit entfernt. Viele Jahrhunderte später erst hat sich der Mensch mittels Technik Flügel verliehen - und sind Millionen von Menschen im Fliegen schon derart geübt, dass sie über weite Strecken nicht einmal mehr aus dem Fenster sehen. Dabei: Immer wieder lässt es sich staunen über die Schönheit der Erde - von oben.

Jener Verlag, der mit seinem faszinierenden Buch "Die Erde von oben" die Welt neu entdecken ließ, überfliegt mit seinem neuesten Fotoband nun auch Ägypten. Dank einer Sondergenehmigung der ägyptischen Regierung konnte der Fotograf auch Stätten aufnehmen, die sonst gesperrt sind. Auch dieser Bildband ist wieder in Zusammenarbeit mit GEO entstanden - was schon vorab eine gewisse Qualität der Fotografien garantiert.

Ägypten also - jenes Land, das auch zu ebener Erde und nicht erst vom dritten Stock aus durch seine Kontraste brilliert, geprägt vor allem vom Nil, der die Grenzen zwischen Leben und Tod zu ziehen scheint. Auch wenn der von Lukian in seiner Phantasie gesehene Leuchtturm von Pharos nicht mehr steht, so gibt es doch genügend andere beeindruckende, vor allem historische Bauwerke, die jeden Ägyptenbesuch zum unvergesslichen Ereignis werden lassen. Wer etwa vor den Pyramiden steht oder in Karnak in der Säulenhalle, wird unweigerlich berührt, fühlt sich klein und unbedeutend und die Bauwerke erscheinen in ihrer Monumentalität und Harmonie wie Wegweiser zu etwas Größerem, ja Göttlichem. Diese Eindrücke verlieren keineswegs ihre Intensität beim Blick von oben herab. Im Gegenteil ... So verdoppeln sich etwa die Pyramiden, diese menschlichen Meisterwerke, im Sonnen-Schatten-Spiel geradezu.

Imposant natürlich auch die Natur: Sand, der Felsen wie Wasser umfließt; Wüsten, durchzogen von ausgetrockneten Wasserläufen, verästelte Netze bildend; Dünenlandschaften ... der Naturwunder ist kein Ende.

Von den Wüsten um Assuan bis zu den Bergen des Sinai und Korallenriffen und Magrovenküsten des Roten Meeres überflog der Fotograf Marcello Bertinetti das Land, hielt alte Kulturdenkmäler ebenso fest wie den Verkehr der Großstädte und moderne islamische Architektur, alte Stadtmauern ebenso wie neue Moscheen.

Ergänzt werden die Fotografien einerseits durch Texte der Archäologin Maria Sole Croce, andererseits schließlich auch noch durch Satellitenaufnahmen der NASA. Noch mehr Höhe, noch mehr Abstand erlauben das Wahrnehmen von Konturen und Umrissen des Landes.

Vollkommene Augenfreude

In perfekten Fotografien erhält selbst die Armut, ständige Begleiterin des ägyptischen Volkes, das Gewand der Schönheit: werden die einfachen Lehmhaussiedlungen und die mühsam gepflegten Felder im Grüngürtel des Nils zu Augenfreuden, die mehr Genuss zu vermitteln scheinen als jene ebenso vom Objektiv erfassten Luxushotels mit ihren Swimmingpools. Eine trügerische Ästhetik, wie jeder weiß, der schon einmal zu Fuß gegangen ist auf diesem Teil der Erde.

Wo alles so schön ist, da kann der ägyptische Tourismusminister in seiner Einführung natürlich stolz schreiben: "Von Alexandria an der Mittelmeerküste bis hinunter nach Nubien, von den Wüstenoasen bis zu den blühenden Städten geben die beeindruckenden Aufnahmen in diesem Buch ein unverfälschtes Bild vom Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur, Wüste und Vegetation, Vergangenheit und Gegenwart". Angesichts dieses Buches hat Mamdouh El-Beltagui wohl Grund zur Freude.

Nur selbst drüber fliegen kann schöner sein.

Ägypten von oben

Von Martcello Bertinetti und Maria Sole Croce, Frederking und Thaler Verlag,

München 2003, 320 Seiten, mit 275 Farbfotos, geb., e 51,40

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