Mit Waffen die Götter gnädig stimmen

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Waffen sind nicht nur zum Töten da, sondern dienen auch als Opfergaben für die Götter. Das war jedenfalls in alten Zeiten so, wie die Ausstellung "Waffen für die Götter “ im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum vorführt. Mehr als 700 Objekte werden dort gezeigt.

Die Ausstellung führt zurück ins fünfte Jahrtausend vor Christus und endet im fünften Jahrhundert nach der Zeitenwende. Im ersten Teil geheimnisvoll präsentiert in lichterfüllten Schlitzen des Dunklen, während im zweiten die Objekte offen in weißen Vitrinen liegen. Was zum Ausdruck bringen soll, dass die den Göttern geopferten Waffen oft an kultischen Orten vergraben und in Gewässern versenkt wurden oder an ganz "normalen“ Kultorten wie in Tempeln oder heiligen Plätzen offen niedergelegt wurden. Was sich mit den Jahrhunderten und Kulturen änderte, waren die verwendeten Materialien und Formen, nicht jedoch die Tatsache, dass die Waffen vor ihrer Opferung oft unbrauchbar gemacht wurden, indem sie verbogen, zerbrochen oder ins Feuer geworfen wurden. Über die Götter, denen in diesen frühen Kulturen Waffen geopfert wurden, kann die Wissenschaft wegen des Fehlens schriftlicher Quellen nur spekulieren. Es ging aber unzweifelhaft darum, die höheren Mächte im Zusammenhang mit kriegerischen Konflikten gnädig zu stimmen bzw. sich für den günstigen Ausgang eines solchen zu bedanken. Nahmen Krieg und die dafür notwendigen Werkzeuge in diesen vorgeschichtlichen Zeiten doch eine ganz wesentliche Stellung in der Werteordnung ein.

Die Kraft des Feindes brechen

Geopfert wurden Waffen aus eigenem Besitz, selbst gemachte genauso wie von weit her importierte sowie solche der besiegten Gegner. Um auf diese Weise zur prestigeträchtigen Trophäe zu mutieren. In den großen Heiligtümern Griechenlands versehen mit Inschriften, die Auskunft über die geschlagene Schlacht geben. So auch bei einem der Prunkstücke der Schau im Tiroler Landesmuseum, einem prachtvollen, aus dem Zeus-Heiligtum von Olympia stammenden korinthischen Helm. Der nach der Schlacht zwischen den Argivern und Korinthern im ausgehenden 6. Jh. v. Chr. dem Göttervater Zeus geweiht wurde, nachdem seine Wangenschirmspitzen verbogen und somit dem profanen Gebrauch entzogen worden waren. Um gleichzeitig mit dem Zerstören der Waffe auch die Kraft des Feindes zu brechen. Im antiken Griechenland wie auch im römischen Reich wurde ein Sieg durch sogenannte Tropaia öffentlich zur Schau gestellt. Holzpfähle, an die weithin sichtbar die erbeuteten Waffen genagelt wurden. Ein Akt, der mit einer Weihung an bestimmte Götter verbunden war. Eine Tradition, die auch im alpinen Raum nachweisbar ist. Aber auch der Krieger bringt sich da und dort durch naiv in Bronzeblech geschnittene Figürchen oder mehr oder weniger kunstvoll verzierte kleine Bronzestatuetten in das Ritual ein.

Wie so ein Krieger wirklich ausgeschaut haben könnte, zeigt als einzige etwas g’schmackige Konzession an das ganz junge Publikum eine lebensgroße Figurine. Denn ansonsten sind die Lanzen, Schilde und Helme formal schnörkellos und in strenger Chronologie, geordnet nach Fundstellen, präsentiert.

Negauer Helme erstmals vereint

Beginnend mit den aus Jadeit gemachten Pfeilspitzen aus der Jungsteinzeit über die nun aus Bronze gemachten Dolche und Schwerter der Bronzezeit bis zu den Objekten aus der Eisenzeit und den Funden von keltisch-römischen Kultplätzen. Teilweise werden auch ganze Fundkomplexe gezeigt, etwa der Depotfund von Negau-Zenjak aus Slowenien. Er umfasst 23 Helme aus der Zeit zwischen dem 5. und 2./1. Jhdt. v. Chr., die nach ihrer Auffindung 1811 in unterschiedlich Museen und Sammlungen zerstreut wurden, um im Tiroler Landesmuseum nun nach mehr als 200 Jahren erstmals gemeinsam präsentiert zu werden.

Waffen für die Götter

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

bis 31. März, Di-So 9-17 Uhr

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