Mitverantwortung an der Zukunft

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Wir können die Zukunft nicht vorhersehen. Und die Vergangenheit nicht verändern. Leider tun wir uns alle mit dieser banalen Erkenntnis schwer. Gefährlich wird es, wenn wir sie nicht akzeptieren wollen. Ein Reichsadler (Deutschland), der sich auf den Erzengel Gabriel (Ungarn) stürzt. Sofort nach ihrer Wiederwahl hat die ungarische Regierung mit dem Bau des Denkmals begonnen. Es soll auf dem Freiheitsplatz in Budapest stehen.

Sieben Meter hoch, über der Einfahrt zu einem Parkhaus und gegenüber dem Mahnmal, das an die Zeit der sowjetischen Besatzung erinnert. In Ungarn, wo Symbolik eine große Rolle spielt, ist die Aussage fatal: Die Täter waren nicht die deutschen Nationalsozialisten, sondern Deutschland insgesamt. Eine Verallgemeinerung, mit der wir Deutschen wohl leben müssen. Fatal ist aber, dass Ungarn als Opfer dargestellt wird. Ein Land, das mit den Nazis kollaboriert hat. Der ungarische Staatspräsident hat anlässlich des Gedenktages die Mitverantwortung seines Landes bei der Deportation und Ermordung hunderttausender Juden eingeräumt. Der ungarische UN-Botschafter in New York hat sich bei den Hinterbliebenen entschuldigt. Wie sollen diese es nun verstehen, dass der Staat ein Denkmal aufstellt, das alle Ungarn zu Opfern macht? Die faschistischen Pfeilkreuzler genauso wie die Holocaust-Toten. Dieser Geschichtsumgang passt ins Konzept der Regierung Orbán. Auch der Platz vor dem Parlament wurde umgestaltet. Er sieht wieder so aus, wie vor 1945. Eine Epoche, die als "die große Zeit Ungarns“ glorifiziert wird. Nach den Habsburgern, vor den Deutschen und den Russen. Die Mitverantwortung am Holocaust passt nicht in dieses Verständnis. Wir können die Geschichte nicht ändern und die Zukunft nicht vorhersagen. Zu was wir aber in der Lage sind: Die Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten. Dazu gehört auch zu verhindern, dass sich Geschichte wiederholt.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD in Wien

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