"Mörbisch bleibt das Mekka der Operette“

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Mit Carl Millöckers Operettenklassiker "Der Bettelstudent“ eröffnet Dagmar Schellenberger ihre Intendanz bei den Seefestspielen Mörbisch.

Die Überraschung war groß. Nicht eine der als Favoriten gehandelten Personen, sondern die deutsche Opern- und Operettensängerin Dagmar Schellenberger wurde zur neuen Intendantin der Seefestspiele Mörbisch und damit Nachfolgerin von Harald Serafin gekürt. Am 11. Juli feiert sie mit Carl Millöckers "Der Bettelstudent“ ihre erste Premiere. Eine Programmwahl, die sie als bewusstes Zeichen verstanden wissen will: "Ich bleibe dem Mekka der Operette verhaftet“. Damit tritt sie allen Gerüchten entgegen, die mit ihrem Amtsantritt bereits das Ende der Operette gesehen haben. Im Gegenteil: Schellenberger will den spezifischen Ruf von Mörbisch noch festigen, die Palette durch Musical und Kinderproduktionen noch erweitern.

So steht im kommenden Jahr "Anatevka“ sowie der Beginn einer für Kinder geschriebenen Trilogie auf dem Programm: "Mobby und der Wassernix“ mit Musik von Christian Kolonovits. Diese beiden gleichzeitigen Produktionen sind möglich, weil durch einen großzügigen Umbau mittlerweile eine weitere Spielstätte zur Verfügung steht. Künftig kann damit jeden Sommer eine Produktion für das Publikum für morgen realisiert werden. Eine Zusammenarbeit mit den burgenländischen Schulbehörden soll mithelfen, dass möglichst viele junge Menschen kommen und Schwellenängste, so vorhanden, früh überwunden werden. Ebenso geht es der neuen Intendantin um die Wiedergewinnung früherer Stammbesucher und die Gewinnung neuen Publikums. Dieses findet im mit Gastronomiebetrieben ausgestatteten umgebauten Festspielgelände jetzt bei Regen Unterschlupf. Über einen neuen Service darf sich auch das Orchester freuen. Bisher musste es in einer im Boden der Bühne versenkten Wanne spielen. Nunmehr kommen seine Klänge aus einem über dem Garderobenraum errichteten neuen Orchestersaal, der über eine exzellente Eigenakustik verfügt, wie man bei CD-Aufnahmen bereits erproben konnte. Der Orchestergraben im Bühnenboden ist nun geschlossen, der gewonnene Platz kann damit von den Darstellern genutzt werden.

Auch in Zukunft sollen Stücke aufgeführt werden, in denen die Seelandschaft Teil der Inszenierung ist. "Ich will authentisch bleiben, ich habe ja eine künstlerische Biografie, für die ich mich nicht schämen muss. Ich will nichts kopieren und darf meine eigene Handschrift auf keinen Fall verlieren“, beschreibt die neue Intendantin ihre Ambitionen. Sie belässt, was funktioniert "voller Respekt für alles, was hier in der Vergangenheit abgelaufen ist“, greift aber dort ein, wo ihr Änderungen notwendig erscheinen. Die dafür nötige Erfahrung hat sie. In Mörbisch stand sie nicht weniger als vierzig Mal auf der Bühne, in den Titelrollen von "Gräfin Mariza“ und der "Lustigen Witwe“. Da spürt man, was das Publikum - übrigens 90% Österreicher und Österreicherinnen - will, aber auch, welche Möglichkeiten die Technik hat. Heuer wird es erstmals nicht nur ein, sondern gleich vier Bühnenbilder geben, damit große Verwandlungen, aber auch prächtige barocke Kostüme. Ort und Handlung bleiben wie im Original, denn das Publikum will die klassische Operette sehen.

Ein Angebot zum richtigen Zeitpunkt

Hätte man sie vor zehn Jahren auf eine Intendanz angesprochen, meint Schellenberger, hätte sie "mit Kopfschütteln das Weite gesucht.“ Das Angebot ist gerade zu rechten Zeit gekommen ist. Erst kürzlich hat sie ihre Gesangsprofessur in Berlin aufgegeben. Freilich erst, nachdem alle ihre Schüler und Schülerinnen ihre Studien abgeschlossen hatten. Einige werden sie auch künftig um ihren Rat fragen. Sie selbst wird trotz ihrer neuen Tätigkeit auch künftig, wenn auch nur für wenige ausgewählte Projekte, auf der Bühne stehen. Nicht nur im nächsten Jahr in Antevka bei "ihren“ Seefestspielen, sondern bereits im Herbst als Iduna in Paul Burkhards "Feuerwerk“ im Stadttheater Baden. In zwei Jahren könnte es zudem eine von ihr geleitete Operettenakademie geben, denn dieses Genre wird in der Ausbildung, wie sie betont, etwas vernachlässigt. Das aber ist vorerst "Zukunftsmusik“. Jetzt gilt ihre ganze Konzentration ihrer ersten Mörbisch-Saison, von der sie wünscht, "dass das Publikum zahlreich kommt und begeistert hinausgeht.“

Seefestspiele Mörbisch

"Der Bettelstudent“

11. Juli bis 24. August

www.seefestspiele-moerbisch.at

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