Mozärtliche Geschäftswelt

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Noch ist nicht einmal die Halbzeit des Jubeljahres erreicht, doch die musische Galionsfigur erscheint bereits in einer Vielzahl von sprachlichen Kostümen und Maskeraden, die im doppelten Sinn unerhört sind. Kunst und Kommerz haben ihre notorische Allianz mit einer Fülle von Neuwörtern, besonders Markennamen, über die Produktpalette des Marktes ausgegossen. Das mozartig besetzte Angebot lacht uns aus Schaufenstern entgegen und beherrscht die Werbeanzeigen. Ein Bescheid des Österreichischen Patentamtes bestätigt das subjektiv gewonnene Bild.

Die Mozartkugel geben wir uns schon lange und auch an den Taler sind wir gewöhnt. Aber heuer stehen den Naschkatzen noch Herz'ln, Rouladen, Polsterln, Pasteten, Tafeln, Schokis, Kuppeln und Gipfel zu Gebote. Wer deftige Nahrung bevorzugt, greift besser zum einschlägigen Schinken, Steak, Meat oder Burger und trinkt dazu Wein oder Wasser mit gleichem Etikett. Für danach empfehlen sich hingegen Punsch und Liqueur. Wer so viel Alkohol scheut, kann auch mit Kaffee oder Joghurt vorlieb nehmen.

Für Sportfreunde und Gesundheitsapostel ist ebenso mozärtlich gesorgt. Der Jahresregent adelt und beschirmt als Namenspatron auch Radwege, die Therme wie den Golfplatz.

Da erscheint sogar die Frage verzeihlich, ob auch der ehrwürdige Mozzarella denselben Taufpaten aufweist. Vielleicht nahm man es einst in Italien mit der Schreibung nicht so genau.

In der Auslage eines CD-Geschäfts lese ich Mutter Mozart. Hat also die gute Mozartin, Anna Maria aus St. Gilgen, auch komponiert? Nein, es geht nur um neue Mozartaufnahmen der Geigerin Anne-Sophie Mutter!

Gibt es da überhaupt noch eine Lücke im Schilderwald der Neologismen? Vielleicht doch! Ich empfehle einem Sponsor der Salzburger Festspiele für einen koffeinfreien Kaffee den musischen Namen Titus der Milde!

Der Autor ist Professor für Sprachwissenschaft in Salzburg.

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