Mozart im Psychokäfig

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Nur als gewissermaßen "Käfig voller Narren" - entsprechend spielt die Inszenierung in einer Psychiatrie und findet sich ein als Therapiebox angesprochener Kubus inmitten der Bühne (Jens Kilian) - ist der als Opernregisseur nicht gerade ausgewiesene Felix Breisach überzeugt, könne man Mozarts "Figaro" in der Gegenwart verständlich machen: der Graf (Stéphane Degout) ein Nervenarzt, Susanna (Emöke Baráth) vermutlich ein Missbrauchsopfer, Figaro (Alex Esposito) ein Student des Nervenarztes, Cherubino (Ingeborg Gillebo) ein "Rotzlöffel" (sic!), Barbarina (Gan-ya Ben-Gur Akselrod) eine Süchtige, Basilio (Sunnyboy Dladla) ein Schizophrener, Bartolo (Peter Kálmán) ein Schwächling, Marcellina (Helene Schneidermann) eine vom Putzfimmel Besessene, Antonio (Zoltán Nagy) der einzige Aufrichtige. So liest man mehr im Programmheft als man auf der Bühne wahrnimmt.

Gewiss, wenn man an das Stück nicht glaubt, seine hintergründige Geschichte, aus welchen Gründen auch immer, nicht erzählen, die Zusammenhänge zwischen (dem gar nicht altmodischen) Libretto und der Musik nicht verstehen will oder sich erst gar nicht darum bemüht.

Auch musikalisch klappte es an dem mit heftigen Buh-Rufen quittierten Premierenabend nur in Maßen. Bloß die Besetzungen von Graf, Figaro und Susanne erwiesen sich als rollendeckend. Anett Fritsch als Contessa versuchte meist durch Outrieren ihre Schwächen zu übertünchen. Marc Minkowski am Pult seiner mit den Sängern unterschiedlich präzise korrespondierenden Les Musiciens du Louvre Grenoble konzentrierte sich vorrangig auf die Herausarbeitung schroffer Akzente, das differenzierte Melos von Mozarts Meisterpartitur interessierte ihn wenig.

Le nozze di Figaro Theater an der Wien 18., 20., 22. April

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