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Die Österreichische Nationalbibliothek zeigt die Partitur von Mozarts "Requiem".

Sie zählt zu den berühmtesten Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek: die Partitur des Requiems, Mozarts letzter und unvollendeter Komposition. Schon kurz nach dem Tod von Wolfgang Amadeus Mozart begannen sich Legenden um das Werk zu ranken: Ein geheimnisvoller "grauer Bote" habe das Requiem in Auftrag gegeben - ein Abgesandter des Todes, Mozart habe ahnungsvoll seine eigene Totenmesse komponiert, so die Mär. Eine Ausstellung im Prunksaal der Nationalbibliothek, in deren Zentrum das selten öffentlich gezeigte Manuskript präsentiert wird, räumt mit dieser noch immer weit verbreiteten Legende auf.

Nicht der Sensenmann, sondern ein adeliger Exzentriker war Auftraggeber des Requiems. Graf Franz Walsegg-Stuppach hatte die Gepflogenheit, bei Komponisten Werke in Auftrag zu geben und diese dann als seine eigenen auszugeben. Genauso hielt er es auch mit Mozarts Requiem, das er seiner verstorbenen Gattin zugedacht hatte und das er über einen Mittelsmann bei Mozart bestellte. In der Tat wurde das Requiem am 14. Dezember 1793 in der Kirche des Stiftes Neukloster in Wiener Neustadt unter Walsegg-Stuppachs Namen und unter seiner Leitung erstmals aufgeführt.

Der exzentrische Graf zahlte gut, denn nach dem Tode Mozarts im Dezember 1791 beauftragte seine Witwe Constanze zunächst Josef Eybler, dann Franz Xaver Süßmayr mit der Fertigstellung des unvollendeten Werkes. Süßmayr fügte den zwei noch von Mozart selbst geschriebenen Anfangssätzen die von ihm ergänzten beziehungsweise neu komponierten Sätze hinzu. Dabei bemühte er sich, Mozarts Schrift nachzuahmen, was ihm zum Leidwesen der Musikhistoriker ziemlich gut gelang. Diese Partitur wurde an Walsegg-Stuppach geliefert, die noch von Mozart stammenden Fragmente und die ersten Ergänzungsversuche Eyblers hingegen wurden zu einer "Arbeitspartitur" gebunden. Das Manuskript von Mozarts Requiem besteht also aus zwei Bänden, die beide auf unterschiedlichen Wegen in die Nationalbibliothek gelangten und nun, kurz vor Anbruch des Mozart-Jahres, gezeigt werden.

Ein Geheimnis freilich wird wahrscheinlich nie gelüftet werden: Wer hat Mozarts letzte Schriftzüge gestohlen? Das Eck einer Seite nämlich wurde im vorigen Jahrhundert aus dem Manuskript herausgerissen - ein Faktum, das Gerhard Roth in seinem Roman "Der Plan" verarbeitete. Ganz ans Ende seiner Skizzen schrieb Mozart die Worte "quam olim da capo". Jenes Stücken Papier, auf dem diese Anweisung zu lesen war, wurde offenbar in aller Eile abgetrennt. Vermutlich wurde es während der Weltausstellung in Brüssel 1958 gestohlen, denn als das dort gezeigte Manuskript nach Wien zurückkehrte, wurde der Verlust entdeckt. Auf einem Faksimile von 1913 sind Mozarts letzte Schriftzüge noch zu sehen. Der Aura des Originalmanuskripts freilich tut diese kleine Lücke keinen Abbruch.

Mozart.

Das Requiem. Die Originalpartitur.

Prunksaal der Öster. Nationalbibliothek

Josefsplatz 1, 1010 Wien

www.onb.ac.at

Bis 29. 1. Di-So 10 -8 Uhr, Do 10-21 Uhr

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