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Die "Zauberflöte" in biederen Neuproduktionen an der Volksoper und Kammeroper in Wien.

Schon vor Beginn des Mozart-Gedenkjahrs luden die Volksoper Wien und die Wiener Kammeroper zu Mozart-Premieren: Beide Male stand "Die Zauberflöte" auf dem Programm, im Haus am Gürtel in der Originalfassung, am Fleischmarkt in einer Bearbeitung unter dem Titel "Sarastros Traum von der Zauberflöte - gekürzt". Und um es gleich vorwegzunehmen, beide Produktionen machten nicht eben Appetit auf die vielen, für 2006 angekündigten Mozart-Projekte. Eher schon verspürte man ein banges Gefühl, das Mozart-Jahr könne uns mit einer Vielzahl ähnlich belangloser bzw. fehlgeleiteter Aufführungen überschütten.

"Die Zauberflöte" an der Volksoper, inszeniert von Helmuth Lohner, präsentiert sich gediegen brav, so als stünde die Produktion schon seit Jahren im Repertoire und korrespondiert in diesem Aspekt vollkommen mit der musikalischen Interpretation: Nach einer holprigen Ouvertüre musizierte das Volksopernorchester unter Leopold Hager sicher studiert, auf Spannung und Esprit wartete man aber vergebens. In der Solistenbesetzung punkteten die drei textlich und musikalisch präsenten Damen Edith Lienbacher, Adrineh Simonian und Elisabeth Kulman, der über ein schönes Tenormaterial verfügende, geschmackvoll differenzierende Matthias Klink als Tamino, die Bühnentalent versprühende Papagena von Daniela Fally und der elegant phrasierende Sarastro von Kaiser Nkosi, auch Lars Woldt als Sprecher und Karl-Michael Ebner als Monostatos. Ein trocken timbrierter Papageno von soignierter Attitüde war Paul-Armin Edelmann. Die am Haus debütierenden Damen Miriam Ryen als soubrettige, kaum brillante Königin der Nacht und Jessica Muirhead als stimmlich unruhige Pamina ohne Herzenstöne überzeugten dagegen kaum.

Eine auf das Wesentliche reduzierte Version kündigte die Kammeroper mit ihrer von Gabriel Barylli arrangierten und inszenierten Bearbeitung "Sarastros Traum von der Zauberflöte" an, die sich ausschließlich auf die drei Paare Sarastro und die Königin, Tamino und Pamina, Papagena und Papageno konzentriert. Doch außer der Tatsache, dass die Handlung eine Vorgeschichte bekam - Tamino ist der Sohn von Sarastro und der Königin, die beiden Männer verschwinden unmotiviert, die Mutter nimmt sich daraufhin des Mädchens Pamina an und schwört Rache - blieb alles beim Alten und somit die Frage nach dem Sinn dieser Bearbeitung offen.

Die langatmige, keinerlei neue Aspekte bietende Regie liefert dazu ebenso wenig Antworten wie die schwache, auch in der Nummern-Umstellung nicht überzeugende Dramaturgie. Wolfgang Liebharts musikalische Bearbeitung für Kammerorchester hätte ihren Reiz haben können, wäre sie unter Daniel Hoyem-Cavazza brillant umgesetzt worden - aber auch hier versagt diese Produktion. Lichtblicke boten der in Stimme und Spiel überzeugenden Papageno von Bryan Rothfuss, die Papagena von Berit Barfred-Jensen, die Pamina von Judith Halász und der Tamino von Thomas Tischler. Arno Weinländer haderte als Sarastro mit dem Tempo und Claudia Emà Camie hatte ihre Nöte mit den Koloraturen der König der Nacht.

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