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Caruso, Casals, Callas: Ein Jahr der hohen C

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An Enrico Caruso, Pablo Casals und Maria Callas erinnern heuer besondere Gedenktage. Alle drei waren außerordentliche Musiker und Stars ihrer Zeit. Bis heute üben ihre Talentiertheit und ihre schillernden Persönlichkeiten eine faszinierende Strahlkraft aus.

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An Enrico Caruso, Pablo Casals und Maria Callas erinnern heuer besondere Gedenktage. Alle drei waren außerordentliche Musiker und Stars ihrer Zeit. Bis heute üben ihre Talentiertheit und ihre schillernden Persönlichkeiten eine faszinierende Strahlkraft aus.

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Am 25. Februar werden es 150 Jahre, dass Enrico Caruso in Neapel, wo er auch begraben ist, geboren wurde. Eine zu spät erkannte und behandelte Rippenfellentzündung war schließlich einer der Auslöser für den frühen Tod des erst 48-Jährigen. „Er singt wie ein Engel“, konstatierte niemand Geringerer als Arturo Toscanini. Und Giacomo Puccini fragte euphorisch: „Wer hat mich Dich geschickt? Gott?“ Selbst die größten Tenöre der Gegenwart vermögen an seinem Mythos nicht zu kratzen.

Was für eine Ausnahmeerscheinung dieser Tenor war, zeigt sich auch daran, dass die baritoneske Färbung seiner Stimme ihm erlaubte, in einer Vorstellung für einen plötzlich indisponierten Bass einzuspringen und eine Arie so zu singen, dass man nicht erkannte, dass er sie interpretierte. Sein bewegtes Liebesleben, die Erfindung der Schallplatte, die er unverzüglich zu nutzen wusste – am Ende hat er mehr als 500 Arien und Lieder aufgenommen –, seine fehlende Scheu, abseits der Opernbühnen in großen Arenen aufzutreten – all das hat seinen Ruhm zusätzlich befördert und machte ihn zum ersten Weltstar der Oper.

Eine Karriere, die diesem Tenorissimo keineswegs in die Wiege gelegt wurde. Erst mit 24 – da hatte er, was er nicht wissen konnte, bereits die erste Hälfte seines Lebens hinter sich – gelang dem in einem Arbeiterviertel in Neapel Aufgewachsenen nach ersten missglückten Versuchen der Durchbruch: mit der Rolle des Federico bei der Uraufführung von Francesco Cileas Oper „L’Arlesiana“ im Teatro Lirico in Mailand. Später wirkte er in den Uraufführungen von „Fedora“ und „La fanciulla del West“ mit. Siebzehn Jahre war er der unumstrittene Star der New Yorker „Met“, wo er über 860 Auftritte absolvierte. An der Wiener Staatsoper war Caruso nur fünfmal zu hören: zwischen 1906 und 1913 je einmal als „Rigoletto“-Herzog, Canio, Gustav III. („Un ballo di maschera“), Cavaradossi und Rodolfo.

Wiederentdecker und Demokrat

Wie schwierig es ist, sich die Spitze zu erkämpfen, demonstriert auch der Lebensweg des bis heute berühmtesten Cellisten: Pablo Casals. Am 22. Oktober werden es fünfzig Jahre, dass er in seinem selbstgewählten Exil in San Juan de Puerto Rico starb. Nichts war dem aus dem katalanischen El Vendrell stammenden Musiker widerlicher als Faschismus. Als dieser in Gestalt des spanischen Langzeitdiktators Franco Einzug in seine spanische Heimat hielt, entschied sich Casals, diese zu verlassen. Zuerst fand er im französischen Prades, später in Puerto Rico ein neues Zuhause.

Klavier und Orgel lernte der Sohn eines Organisten bereits, als die Mutter den Elfjährigen für das Cello zu begeistern verstand; dessen Ton bezauberte ihn von Beginn an. Als er zwei Jahre später in einer Musikalienhandlung in Barcelona in einem Notenstoß die sechs Bach-Solosuiten entdeckte, war es um ihn geschehen. Zwar musste er zu Beginn seiner Cellistenlaufbahn Rückschläge verkraften, indem er einen ihm sicher scheinenden Wettbewerb verlor und gezwungen war, eine Stelle als Cellist an der Oper von Barcelona anzunehmen, um den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu sichern. Dann aber konnte er die angestrebte Solokarriere beginnen.

Bald galt er als einer der bedeutendsten Interpreten seiner Zeit, als größter Cellist sowieso. Er wurde in den großen Musikzentren gefeiert, eingeladen von amerikanischen Präsidenten oder Englands Queen Victoria. Sie notierte nach einem Auftritt von Casals in ihr Tagebuch: „Er spielt großartig, mit großer Fertigkeit und viel Gefühl.“ Einige wenige Male konzertierte Casals im Wiener Konzerthaus und im Musikverein: mit Bach-Cellosuiten, Beethoven-Cellosonaten, Haydns D-Dur-Cellokonzert oder dem Brahms-Doppelkonzert gemeinsam mit dem großen Geiger Bronisław Hubermann und den Wiener Philharmonikern unter Wilhelm Furtwängler.

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