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Festwochen der Staatsoper

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Pläne sollte man erst veröffentlichen, wenn sie keine mehr sind, wenn sie zur Realität werden. Dennoch will ich dem Ersuchen der „Furche“ nachkommen und auf der Basis unserer Vorhaben für die Zeit der Wiener Festwochen die Bilanz im vorhinein ziehen, im Vertrauen darauf, daß die Beziehungen dieser Zeitung zur „Macht des Schicksals“ hinreichend gut sind, um mein Unterfangen nicht als leichtsinnige Hypothek auf die Zukunft erscheinen zu lassen.

Die Wiener Staatsoper beabsichtigt, während der Wiener Festwochen und darüber hinaus bis zum Ende dieser Spielzeit einen möglichst vollständigen Querschnitt durch ihr Repertoire vorzulegen. Während der Wiener Festwochen sollen an insgesamt 29 Tagen 25 verschiedene Werke zur Aufführung gelangen. Lediglich „Lohengrin“, mit dessen Neuinszenierung Wieland Wagner in Wien debütiert, wird auf Grund dieser Neuheit dreimal aufgeführt, zweimal unter Generalmusikdirektor Dr. Karl Böhm und einmal unter Professor Heinrich Hollreiser; je ein-

mal werden „Don Giovanni“ und „Don Carlos“ wiederholt. Noch imposanter mag die Reichhaltigkeit des Programms erscheinen, wenn wir die Zeit bis Ende Juni in die Betrachtung einbeziehen: in diesem Falle ergibt es sich, daß in den 39 Spieltagen vom 23. Mai an insgesamt 31 verschiedene Werke gespielt werden. Ich glaube ohne Vermessenheit behaupten zu dürfen, daß kein Opernhaus der Welt imstande ist, uns das nachzumachen.

Außer „Lohengrin“ werden bis zum Ende der Spielzeit noch sieben Werke Richard Wagners gegeben, darunter „Parsifal“ am Eröffnungstag der Festwochen und der komplette „Ring des Nibelungen“ unter Leopold Ludwig. Ferner haben wir die Freude, Professor Josef Krips zu begrüßen, der außer den „Meistersingern“ auch Aufführungen von „Don Giovanni“, „Die Hochzeit des Figaro“, „Die Entführung aus dem Serail“ und — am 11. Juni, dem Geburtstag von Richard Strauss — „Rosenkavalier“ leitet. Von Richard Strauss sind ferner eine Aufführung der „Daphne“ unter Dr. Böhm und eine von

„Capriccio“ unter Professor Heger vorgesehen. Professor Heger ist auch der Dirigent einer „Palestrina“-Aufführ>ung. Es sei mir erlassen, sämtliche Opern und alle Dirigenten der Festwochenvorstellungen anzuführen, ganz zu schweigen von den Sängerinnen und Sängern. Ich glaube, es ist wohl nicht zuviel gesagt, wenn ich behaupte, daß ihre Namen nicht nur für sich, sondern auch für das internationale Ansehen des Hauses sprechen.

Eine Aufführung soll dennoch herausgehoben werden, weil sie, wie man ja weiß, ganz besondere Voraussetzungen und Anstrengungen erfordert: am 24. Juni wird unter

Leopold Ludwig Alban Bergs „Wozzeck“ wieder aufgeführt.

Zwei bedeutende Ereignisse werden die Herzen der Ballettomanen erfreuen. Das eine ist ein Gastspiel des weltberühmten Moskauer Bolschoi-Balletts, welches das Ballett „Giselle“ zeigt. Das andere ist eine heimische Produktion, ein neues Ballettprogramm, das ausschließlich choreographische Arbeiten des Ballettdirektors der Wiener Staatsoper, Aurel von'Milloss, beinhaltet. Das Programm umfaßt choreographische Schöpfungen nach musikalischen Werken von Johann Sebastian Back, Edgar Varese, Ferruccio Busoni, Igor Strawinsky und Maurice Ravel.

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