Neuinszenierung von 'Carmen' an der Wiener Volksoper – Eine mutige, aber umstrittene Lesart
An der Wiener Volksoper feierte Lotte de Beers "Carmen"-Neuinszenierung Premiere, doch während das Orchester Lob erhielt, erntete die szenische Umsetzung Buh-Rufe. Die mutige Lesart der bekannten Oper spaltete das Publikum.
An der Wiener Volksoper feierte Lotte de Beers "Carmen"-Neuinszenierung Premiere, doch während das Orchester Lob erhielt, erntete die szenische Umsetzung Buh-Rufe. Die mutige Lesart der bekannten Oper spaltete das Publikum.
Muss Georges Bizets Welterfolg „Carmen“ auf dem Spielplan gleich mehrerer Wiener Opernhäuser stehen? Warum nicht, wenn es dazu eine neue Lesart gibt, mit der sich einige Facetten dieses Stücks in ein bisher nicht gekanntes, vielleicht auch gesellschaftspolitisch aktuelles Licht wenden lassen. Das war offensichtlich der Grund, weshalb man sich im Haus am Währinger Gürtel an eine Neuproduktion dieses Vierakters gemacht hat. Immerhin datiert die bisher letzte bereits aus dem Jahr 1995.
Davor gab es an der Volksoper sechs „Carmen“-Neuinszenierungen, darunter die erste 1905, mit dem legendären Direktor Rainer Simons als Regisseur und Alexander Zemlinsky, bekanntlich Schönbergs Lehrer, am Dirigentenpult. Auch dieses Mal führt die Intendantin, Lotte de Beer, Regie. Die Volksopern-Prinzipalin begreift Carmen weniger als Mensch denn als Figur, in der sich widerspiegelt, was die Gesellschaft gerne möchte, sich aber nicht traut. Carmens Scheitern ist damit vorbestimmt, ebenso der Applaus für ihren Tod, denn jetzt ist alles wieder im gewohnten Lot, allem Aufbegehren Paroli geboten.