dialogues - © Foto: Ashley Taylor

Über „Dialogues des Carmélites“ und „Die lustigen Weiber von Windsor“

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Magdalena Fuchsberger inszeniert „Dialogues des Carmélites“ an der Wiener Staatsoper, Nina Spijkers „Die lustigen Weiber von Windsor“ an der Volksoper.

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Magdalena Fuchsberger inszeniert „Dialogues des Carmélites“ an der Wiener Staatsoper, Nina Spijkers „Die lustigen Weiber von Windsor“ an der Volksoper.

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Vorrangig Angst und grundsätzliche Fragen menschlicher Existenz und des Glaubens thematisiert Francis Poulencs Oper „Dialogues des Carmélites“. Das Libretto von Georges Bernanos basiert auf einer Novelle von Gertrude von Le Fort und erzählt ein komplexes Sujet, bei dem die für ein Musiktheater üblichen Ingredienzien fehlen, wie etwa die meist von Intrigen belastete, nicht selten ins Tragische gewendete Liebesgeschichte. Auch Helden sucht man vergeblich.

Zuletzt stand diese Poulenc-Oper in der Ära Karajan auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper. Die Premiere mit Irmgard Seefried als Blanche dirigierte Heinrich Hollreiser. Nach sechs Jahrzehnten wagt man sich nun erneut an dieses Werk.

Im Zentrum dieses im Haus am Ring erstmals in französischer Sprache aufgeführten Dreiakters stehen innere Gefühle, heftige Zweifel, das komplizierte Miteinander in einer Gemeinschaft, aber auch deren Hoffnung auf eine Änderung in dieser Welt, die sie mit der Französischen Revolution verknüpft, von der sie am Ende tief enttäuscht wird. Zuletzt müssen alle ihr Leben am Schafott lassen. Auch die Marquis-Tochter Blanche, die ein Leben in einer Klostergemeinschaft dem in der weltlichen Welt vorgezogen hat, um damit zu ihrer eigenen Bestimmung zu finden, die sie aus ihren Ängsten befreien soll.

Eine Mammutaufgabe für einen Regisseur, diese komplexe Themenvielfalt anschaulich und diskursiv auf die Bühne zu bringen. Robert Carsen ist dies vor Jahrzehnten, begleitet von minimalistischen Requisiten, exzellent gelungen. Eine Arbeit, die nicht nur an der seinerzeitigen Uraufführungsstätte, der Mailänder Scala, in der Saison 1999/2000 gezeigt, sondern 2008 auch am Theater an der Wien gefeiert wurde. Nicht einmal annähernd mit deren Magie vermag die neue Inszenierung der Staatsopern-Debütantin Magdalena Fuchsberger aufzuwarten. Zu wenig konturiert zeichnet sie die einzelnen Personen, zu denen sich der Komponist aus Gestalten der Operngeschichte hat anregen lassen. Zu oft verschwinden sie im von Monika Biegler erdachten Bühnenbild – einem hochaufragenden, sich wiederholt drehenden schmucklosen Holzbau, der Einblicke in die unterschiedlichen Orte des Geschehens liefert.

Das verdeckt vielfach den Blick auf die individuellen Emotionen der im Laufe des Abends unterschiedlich kostümiert auftretenden Protagonistinnen und Protagonisten. Sie zeichnen sich vor allem durch eine untadlige Ensembleleistung aus. Angeführt von Nicole Car als emphatischer Blanche, Michaela Schuster als gequält sterbender Priorin, Michael Kraus als nobel-zurückhaltendem Marquis de la Force, Eve-Maud Hubeaux als selbstbewusster Mère Marie und Maria Motolygina als ihre Mitschwestern auf ihre eigentlichen Aufgaben hinlenkende, ihnen bis zuletzt Mut zusprechende neue Priorin Madame Lidoine.

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