Musizieren mit Farben

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Zur bislang größten Präsentation des bildnerischen Werkes von Arnold Schönberg.

Von alters her überlieferten die Künstler eine besondere Nähe zwischen einzelnen Künsten. Danach standen sich Dichtung und Architektur, Theater und Tanz und Malerei und Musik besonders nahe. Sowohl auf der Ebene formaler Ähnlichkeiten als auch von den emotionalen Befindlichkeiten der Künstler her wurden besondere Verbundenheiten begründet. Bis in den Sprachgebrauch hinein haben sich diese Überschneidungen ausgewirkt. Wenn man etwa an Begriffe wie Klangfarbe oder Farbton denkt, steht offensichtlich die Schwesternschaft von Malerei und Musik im Hintergrund. Wenngleich sich meistens Spezialisten von einer der Kunstgattungen in ihrem eigenen Medium mit der anderen beschäftigt haben - man denke nur an die "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky oder an "Die Musik" von Henri Matisse - so gab es auch die große Ausnahme, dass Künstler sich in beiden Bereichen betätigten. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Werk von Arnold Schönberg, dessen Arbeiten aus dem Bereich der bildenden Kunst in einer umfangreichen Schau im Schönberg Center präsentiert werden.

Nicht auf Musik beschränkt

Schönberg, als Maler ein Autodidakt, wollte sich nicht auf die gelernte Profession, das Komponieren, einschränken lassen. Einem "kurzen Sinn" zu frönen, nur um ihn besser "überblicken zu können" empfand er als unter seinen Möglichkeiten, sein Drang, sich auszudrücken, ließ ihn auch zum Medium der Malerei greifen. Zwar mögen dabei auch eher praktische Überlegungen eine Rolle gespielt haben, wie etwa, dass er sich erhoffte, damit Geld verdienen zu können oder dass er damit familiäre Ungereimtheiten verarbeiten konnte. Hauptsächlich ging es ihm aber darum, neues Terrain zu erobern, die Herausforderung anzunehmen, um allgemein zu einer größeren künstlerischen Ausdruckskraft zu finden. Dass ihn dabei Malerfreunde, allen vorweg Wassily Kandinsky, unterstützt haben, mag ein Grund für die Wahl dieser Technik gewesen sein. Daneben hat sicher die alte Schwesternschaft, die offensichtlich ein fundamentum in re hat, mitgewirkt. "Malen war für mich dasselbe wie Komponieren. Es gab mir die Möglichkeit, mich auszudrücken, meine Emotionen, Ideen und Gefühle mitzuteilen", umschrieb Schönberg dieses Wechselverhältnis.

Faszination des Blicks

Die Ausstellung im Schönberg Center, die umfangreichste je gezeigte Schau, orientiert sich an Schönbergs eigener Klassifizierung und unterstreicht damit auch die ausgezeichnete Recherchearbeit der Kuratoren. Selbstporträts, Eindrücke und Fantasien, Karikaturen, Studien und Figurinen zu Bühnenwerken, Designs und Studien sowie Naturstücke zeigen einen äußerst umtriebigen bildenden Künstler Schönberg. Dienten die Selbstporträts der Selbstprüfung des momentanen emotionalen Zustands, so sollten die Porträts anderer Menschen eigentlich der Geldbeschaffung dienen. Und Schönberg selbst gibt auch den Hinweis auf seine stärksten Arbeiten, wenn er sagt, der habe "ein schlechtes Physiognomien-Gedächtnis", obgleich es ihm gelänge, "mit wenigen Strichen das Gesicht einer Person aufzuzeichnen". Den Grund dafür sieht er darin, dass er "den Blick der meisten Menschen nachahmen" kann, weil er ihnen nicht ins Gesicht, sondern in die Augen sieht. Und er vermutet, dass deswegen seine "sogenannten Visionen' immer Blicke sind". Und gerade diese Blicke, sind äußerst anziehende Blicke. Natürlich kann Schönberg mit der malerischen Qualität eines Gerstl etwa, dessen Werke nebenhängend zu sehen sind, nicht ganz mithalten, dazu ist er zu sehr Komponist und der andere zu sehr Maler. Dennoch steht man vor einem faszinierenden Gesamtkunstwerk des Arnold Schönberg - und welche Impulse die Malerei seinen Kompositionen, seiner Chefkunst, gegeben hat, darüber müsste man extra verhandeln.

Der Maler Arnold Schönberg

Arnold Schönberg Center

Zaunergasse 1, 1030 Wien

www.schoenberg.at

Bis 5. 6. Di, Do-So 10-18, Mi 12-20 Uhr

Arnold Schönberg Center (Hg.),

Catalogue raisonné, Wien 2005, e 58,-

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