Mut zum Neuen

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Kultur und Schule - wieviel diesbezüglich über die reine Unterrichtsarbeit im Schulhaus hinaus geschehen kann, zeigen Beispiele aus Salzburg.

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Kultur und Schule - wieviel diesbezüglich über die reine Unterrichtsarbeit im Schulhaus hinaus geschehen kann, zeigen Beispiele aus Salzburg.

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Kulturelle Basisarbeit leistet für Stadt und Land Salzburg der 1991 gegründete Verein "Kultur und Schule". Diese Initiative zur "Förderung und Unterstützung von Kulturarbeit an Schulen" unterstützt einerseits finanziell Projekte, die von den Schulen geplant und realisiert werden, bietet aber auch Veranstaltungen für alle Schultypen und Altersstufen an, die von Konzerten und Lesungen bis hin zu mehrtägigen Workshops und ganzsemestrigen Projekten reichen können. Mehr als tausend Kultur-Veranstaltungen an rund 400 Schulen finden inzwischen pro Schuljahr in Zusammenarbeit mit dem Verein statt. "Aber es passiert an den Schulen natürlich viel mehr als das, was der Verein unterstützt", betont Geschäftsführerin und Gründerin Rosemarie Glaser.

Besonderes Augenmerk wird auf die Basisarbeit in der Volksschule und auf die Unterstützung kleiner Volksschulen vor allem auf dem Land gelegt. "Ganz kleine Schulen können sich Kultur nicht leisten. Wie soll man etwa eine Autorenlesung bezahlen, wenn nur zwölf Kinder da sind?"

Ob abstrakte Malerei an der Hauptschule, Kammerkonzert an der Volksschule, ob Holzbildhauerei oder Schwarzes Theater, Jazz-Workshop oder Buchbinder-Werkstatt - das Ziel aller Projekte sei es, so Rosemarie Glaser, "die Offenheit und Kritikfähigkeit der jungen Menschen zu fördern, ihre Bereitschaft, sich prinzipiell einmal für alles zu interessieren". Die Jugendlichen sollen lernen, "sich selber Urteile zu bilden, sich nichts aufschwatzen zu lassen". Durch Theater-, Konzert- oder Galeriebesuche, durch Künstlerbegegnungen oder Autorengespräche sollen auch Jugendliche, "die aus Familien stammen, in denen Kultur keinen Wert hat", angesprochen werden. "Wer einmal selber Theater gespielt oder miterlebt hat, wie eine Ausstellung in der Schulgalerie gemeinsam mit einem Künstler vorbereitet wird, der hat auch später eine Beziehung zur Bühne und traut sich auch in eine Galerie hinein." Zu Recht betrachtet Rosemarie Glaser Basisarbeit als Erziehungsarbeit am Kultur-Publikum von morgen.

"Kreativität und Offenheit fördern" und "Mut zu wecken, Neues auszuprobieren, in Bereichen, wo man sich selber keine Fähigkeiten zutraut": So lauten die zentralen Anliegen von Elfi Schweiger, Professorin am "Akademischen Gymnasium" in Salzburg, Mentorin des Freifaches "Bühnenspiel" und Initiatorin des Projektes "Jugend und Festspiele".

Der Trend der Jugendlichen gehe nicht zur "hohen Kultur", weiß Elfi Schweiger aus einer Umfrage unter 1.200 Jugendlichen in Stadt und Land Salzburg. "Aber es gibt an jeder Schule Kinder, die dafür interessiert werden können, auch wenn sie von daheim kulturell nicht gefördert werden." Elfi Schweiger ist auch sicher, daß es "fast an jeder Schule Kollegen gibt, die sich für Kultur einsetzen".

Im "Spiel" lernen Der Pluskurs "Jugend und Festspiele" wird im Rahmen der Hochbegabtenförderung angeboten. In beeindruckenden Broschüren und Postkarten-Sätzen sind die Auseinandersetzungen der Jugendlichen mit Werken wie "Elektra", "Lulu", "The Rake's Progress" oder "Die Zauberflöte" dokumentiert. Die Begegnung mit Franz Grillparzers "Libussa" (im Festspiel-Sommer 1997 in der Regie von Peter Stein herausgebracht) ergab ein graphisch überaus reizvolles Quartett-Spiel, das die (hochaktuellen!) thematischen und inhaltlichen Strukturen des Dramas überschaubar und die Entwicklung der Protagonisten nachvollziehbar macht. 80 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe von sechs Salzburger Gymnasien nahmen im vergangenen Schuljahr am Projekt zum Thema "Macht" teil. Festspiel-Intendant Gerard Mortier unterstütze, so Frau Schweiger, den vor drei Jahren gegründeten Verein "Jugend und Festspiele" nach Kräften. Die Zusammenarbeit mit Festspielkünstlern in Workshops und Vorträgen (konzentriert in der Festspielzeit), sowie Konzert- oder Theaterfahrten das Schuljahr über, garantieren den Jugendlichen kulturelle Auseinandersetzung auf höchster Ebene.

"Darstellendes Spiel hat an einer Schule, die Erzieherinnen und Pädagoginnen ausbildet, einen besonderen Stellenwert." Christine Schlechter unterrichtet an der "Privatbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik der Vöcklabrucker Schulschwestern" in Salzburg. "Spiel" sei ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung von "Menschen, die mit Menschen zu tun haben", besonders der "Kindergärtnerinnen, die später das Spiel der Kinder leiten". "Die Schülerinnen und Schüler lernen, auf lustbetonte Art und Weise, über sich hinauszugehen. Sie erkennen ihre Grenzen, aber auch oft ungeahnte Facetten und Emotionen an sich, und lernen, spielerisch damit umzugehen." Zudem werde beim Theaterspielen immer eine "Art von Selbstkontrolle geübt". Auch das komme dem "wirklichen Leben" zugute, etwa durch den bewußten Umgang mit Aggressionen.

Die gemeinschaftsbildende Wirkung von Schultheater spielt eine wichtige Rolle: "Die Jugendlichen lernen Verantwortungsgefühl für gemeinsame Arbeit." Sie erfahren, daß es möglich ist, "mit Leuten zusammenzuarbeiten, die ihnen vielleicht nicht so sympathisch sind, weil der Beitrag jedes einzelnen wichtig ist. Sie lernen, sich gegenseitig zu akzeptieren".

Derzeit arbeiten an der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik zwei Gruppen an der Realisation eines Mysterien-Spiels zum Jubiläum "1200 Erzdiözese Salzburg".

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