Mutlos in die neuen Zeiten

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Man kann sich darüber die Haare raufen, warum Tamino, der holde Jüngling, sanft und schön, nach anfänglicher Angst vor Sarastro, dem Tattergreis im Jagdkostüm, dann doch in dessen geriatrisches Sanatorium aufgenommen werden und mit Oma und Opa Sonnenblumen züchten will. Die neue Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte" bei den heurigen "Salzburger Festspielen" erhitzt die Gemüter, und das ist auch gut so. Künstlerische Perfektion in Oper, Schauspiel, Konzert - und das Auditorium zeigt einhellige Begeisterung? Da würde einem der Salzburger Sommer eh schon wieder verleidet. Kunst braucht den Widerspruch, Diskussion belebt die Sinne und schließlich sollen die Leute was kriegen für ihr Geld.

Für fünf Wochen im Jahr gibt sich Salzburg das Flair einer jungen, europaweit beachteten Kulturhauptstadt, dafür sorgen die Schreiber in den Feuilletons und jene Klassik-Fans, die für Eintrittskarten viel Geld ausgeben können. Danach aber sinkt die Stadt in ihre alten, geduckten Verhältnisse zurück. Vor einem Jahr schreckten die Beamten der Stadt mit der Nachricht auf, sie müssten den städtischen Etat für Kultur energisch kürzen. Das taten sie dann auch. Nun hat auch die Salzburger Landesregierung verlautbart, dass sie die Fördergelder für Kunst und kulturelle Institutionen energisch reduzieren werde. In Salzburg haben sie's geschafft, hier reduziert sich das Gespräch über Kunst auf drei Themen: Events, Partys und Einsparungen. "Man wird ja wohl gescheiter mit der Zeit, hat aber nichts davon", dichtete der österreichische Schriftsteller Michael Guttenbrunner rückblickend auf sein Leben. Bloß, was machen die Salzburger, wenn das Mozart-Jahr vorüber ist? Sonnenblumenzüchten mit Oma und Opa?

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen Botschaft in Berlin.

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