Nach Sex & Drugs nun: Rock'n'Roll

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In memoriam Michael Glawogger: Mit "Hotel Rock'n'Roll" vollendet Michael Ostrowski die mit "Nacktschnecken" begonnene Trilogie.

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In memoriam Michael Glawogger: Mit "Hotel Rock'n'Roll" vollendet Michael Ostrowski die mit "Nacktschnecken" begonnene Trilogie.

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Der vor zwei Jahren so früh verstorbene Michael Glawogger war nicht nur ein begnadeter Dokumentarfilmer, sondern hat auch im heimischen Spielfilmgenre unübersehbare Spuren hinterlassen. Die anarchistische Zugangsweise und sich wenig um film(erzähler)ische Konventionen scherende Komödie "Nacktschnecken" (2004) war hierzulande schnell Kult.

Auch dessen Fortsetzung "Contact High" (2009) prolongierte diesen Status. Beide Filme hatte Glawogger gemeinsam mit Michael Ostrowski, der mittlerweile ja im Film wie im TV zu einem österreichischen Aushängeschild geworden ist, verfasst. Ging es bei "Nacktschnecken" um Sex-Sachen (der Plot erzählte von einem etwas anderen Porno-Dreh in Südösterreich), waren "Drugs" das Thema im ebenso abgefahrenen "Contact High". Es lag also nahe, so erzählt es jedenfalls Michael Ostrowski, den dritten (und letzten) Teil unter das Motto "Rock'n'Roll" zu stellen.

Wieder machten sich Ostrowski und Glawogger ans Drehbuch, den Film konnte letzterer aber nicht mehr selber machen. Daher übernahm Ostrowski die Regie von "Hotel Rock'n'Roll" und holte sich als Kompagnon Helmut Köpping, der nicht nur als Darsteller in den bisherigen beiden Filmen zu sehen war, sondern selber auch bereits eine Langspielfilmregie ("Kotsch", 2006) vorweisen kann. Glawoggers Geist ist in "Hotel Rock'n'Roll" jedenfalls sichtbar präsent, und das Ergebnis kann auch als postume Reverenz an den Ausnahmeregisseur verstanden werden. Wobei sogar eine cineastische Steigerung von den "Nacktschnecken" bis zum "Hotel Rock'n'Roll" zu konstatieren ist.

Zünftiger Hit "Futschikato"

Mao (Pia Hierzegger) erbt von ihrem Onkel Waberl (Willi Resetarits) ein abgefacktes Hotel in der südösterreichischen Einschicht. Ihre Freunde Max (Michael Ostrowski) und Jerry (Gerald Votava) versuchen, mit ihr eine Hotelband zusammenzustellen. Schließlich findet der Kleinkriminelle Schorschi (Georg Friedrich) Unterschlupf im Hotel. Doch dessen früherer Partner Harry (Detlev Buck) ist Schorschi ebenso auf der Spur wie die Polizei in Gestalt von Inspektor Walzer (Johannes Zeiler). Dummerweise verliebt sich Max in die Kellnerin des Konkurrenzhotels (Hilde Dailk), das Harry betreibt, sowie in eine Dame mit offenbar anrüchiger Profession (Jayney Klimek).

Alle diese Verwicklungen führen beim ersten Konzert der Hotel-Band zum Showdown, bei dem dann kein Auge mehr trocken bleiben kann. Gastauftritte der Grazer Indie-Rock-Band The Base oder Stefanie Werger komplettieren den anarchischen Wahnsinn, dessen Überborden nicht mehr überbietbar erscheint.

Dass Ostrowski & Co auch musikalisch reüssieren werden, scheint gewiss. Und der von Ostrowski getextete Song, der mit den lautmalerisch grandios abgekarteten Worten "Futschikato, Massalani, tschucken, / pleidern, Gfrieser schneidn" beginnt, hat das Zeug zum Kult.

Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass dieses Feuerwerk an nicht immer subtilen Pointen sein Publikum finden wird. Zu Recht.

Hotel Rock'n'Roll

A 2016. Regie: Michael Ostrowski, Helmut Köpping. Mit Pia Hierzegger , Michael Ostrowski, Gerald Votava, Georg Friedrich, Detlev Buck. Lunafilm. 102 Min.

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