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Unter allen Nachfolgespielen - und die Beschäftigung mit der Frage, wer ein bestimmtes Amt übernehmen könnte, hat zweifellos ihren Reiz - gelten jene im Kulturbetrieb als besonders interessant. Denn da die Kultur auf unabsehbare Zeit von öffentlichen Mitteln abhängig ist, vergeben in der Regel Politiker die Spitzenpositionen. Ob es besser wäre, würden die Künstler selbst ihre Chefs wählen können, sei dahingestellt, auf jeden Fall werden nach jeder Ernennung Zweifel angemeldet, ob eher künstlerische oder politische Argumente für die betreffende Person den Ausschlag gegeben haben.

Gerade kocht in Sachen Theater wieder die Gerüchtebörse über. An zwei großen Wiener Bühnen ist die Direktion neu zu besetzen. Josefstadt-Direktor Helmuth Lohner hat selbst den Schauspieler, Regisseur und ausgebildeten Betriebswirt Karlheinz Hackl als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Am Volkstheater gilt nach Emmy Werners erfolgreicher Direktionszeit wieder eine Frau als erste Anwärterin: Andrea Eckert, die vor allem in der Rolle der Opernprimadonna Maria Callas Triumphe feierte.

Doch bevor die endgültigen Entscheidungen fallen, dürfte es noch heiß hergehen, auch wenn das, was der große Friedrich Heer am 10. Jänner 1948 in der furche mit Bezug auf Wiens erste Theateradresse schrieb, heute, und noch dazu für die Josefstadt und das Volkstheater, weitgehend überholt ist: "Um die Führung des Wiener Burgtheaters sind nicht weniger Schlachten geschlagen worden als um die Herrschaft über dieses oder jenes Reich unseres Abendlandes. Und mit Recht. Denn der Direktor des Wiener Burgtheaters war, wenn er nur einigermaßen ein Bewusstsein von der Sendung und Aufgabe des ihm anvertrauten Hauses hatte, ein Herrscher in einem Reich, dessen Stimme in ganz Europa gehört wurde."

In ganz Europa wird heute kein Theater mehr gehört, und wer sich als Theaterleiter parteipolitisch allzu wichtig macht, bewirkt meist das Gegenteil seiner Absichten. Oder konnte Claus Peymann den Aufstieg der Haider-FPÖ bremsen? Hat sein Stil den Bärentaler nicht eher gefördert?

Darum der eindringliche Appell an die Entscheidungsträger, bei den Neubestellungen nur den kulturellen Auftrag des jeweiligen Hauses und keine parteipolitischen Überlegungen im Sinn zu haben. Das Publikum wird es ihnen danken.

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