Nachgedanken zum Fest

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Es war ein sehr würdiger, nachdenklicher und von starker Harmonie geprägter Staatsakt (sieht man von der jetzt offiziell etablierten Heimtücke gegen Kurt Waldheim ab).

Die Wiener Philharmoniker spielten ihren Gustav Mahler und Beethoven himmlisch schön.

Die fünf ranghöchsten Funktionäre unserer Republik (zufällig den vier großen Parlamentsfraktionen entstammend) waren in dieser Stunde ein Herz und eine Seele in ihrem Bekenntnis, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen.

Die Dichterin Maja Haderlap übernahm als Festrednerin mit blitzgescheiten Worten die ihr zugedachte Aufgabe, den Blick auch in vergangene und aktuelle Abgründe zu öffnen -im eigenen Land und in der Welt.

Und mit dem Film "Brief an die Republik" wurde sogar Originalität spürbar.

Was immer es nun gewesen ist, das da in der Mittagsstunde des 12. November in der Wiener Staatsoper geboten wurde - Feierstunde oder Gedenken, Mahnung oder Ermutigung, bzw. von allem etwas - bei mir als einem jener rund 1400 Geladenen hat dieser Festakt zum 100. Geburtstag unserer Republik auch manche Nachdenklichkeit hinterlassen.

Jedenfalls war es nicht das, was ich mir eigentlich erwartet, ja erhofft hatte: ein Anlass für starke Gefühle. Allen voran das der Betroffenheit über alles, was unserem Land und Volk unterwegs ins Heute abverlangt worden ist - fremd-und selbstverschuldet. Aber auch große Dankbarkeit für das, was trotz allem daraus geworden ist -durch die Gunst des Schicksals und die eigene Leistung.

Also frage ich mich im Rückblick auf das Erlebte: Was wäre den Zuhörern in der Staatsoper und vor den Fernsehschirmen wirklich verloren gegangen, hätte aus diesem besonderen Anlass nur ein hoher Politikvertreter den Weg unserer Heimat durch all das Dunkel ins Licht beschrieben - und nicht gleich fünf?

Das fehlende "Danke"

Und: Wie viel an Bodennähe, auch Berührtheit, wäre gewonnen worden, wäre damit viel Zeit für anderes geblieben: für das Wort von Zeitzeugen rotweißroter Schicksalsstunden. Für "Baumeister" des Österreichischen jenseits der Politik. Für das Wiedersehen mit Symbolgestalten großer Emotionen -Mut, Trauer, Engagement Wenn das große Wort dieser Stunde -"Gemeinsamkeit" - nicht ausschließlich aus politischem Mund zu hören gewesen wäre, sondern auch von jenen, die es Tag für Tag praktizieren, weitgehend unbedankt.

Apropos: Unter jenen, die in dieser Stunde das Haus am Ring gefüllt haben, waren -gottseidank! - nicht wenige aus jener Generation, deren Optimismus und Einsatz dieses Österreich aus den Trümmern wiederauferstehen haben lassen. Nicht mehr die Jüngsten. Ihnen -und jenen, die diesen großen Geburtstag der Heimat nur noch zu Hause oder gar nicht mehr verfolgen konnten - ein großes, nicht überhörbares "Danke" zu sagen, das hätte zum 100. Geburtstag nicht fehlen sollen, denke ich. Hat es aber.

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