Nachweltkränze für einen Mimen

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Curd-Jürgens-Ausstellung im Wiener Theatermuseum.

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Curd-Jürgens-Ausstellung im Wiener Theatermuseum.

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Der Weg zu Curd Jürgens ist mit Yellow-Press-Schlagzeilen gepflastert. Wer die Ausstellung für den 1982 in Wien verstorbenen Schauspieler im Wiener Theatermuseum betritt, erfährt zunächst, was die Massenprintmedien über ihn verbreiteten: Frauengeschichten, großzügiger Lebensstil, mehrere Wohnsitze an sonnigen Orten. Jürgens selbst akzeptierte das Breittreten seines Privatlebens als Bestandteil seines Star-Daseins: "Es ist mir egal, was die Presse über mich schreibt. Hauptsache, die schreiben meinen Namen richtig."

Der 1915 in Sölln bei München als Sohn eines Importkaufmanns und einer Französin geborene Curd Jürgens blieb in Deutschland, nachdem seine Familie 1933 wegen der politischen Lage nach Barcelona emigriert war. Sein Filmdebüt gab er 1935 in "Königswalzer" an der Seite von Willi Forst, ersten Theaterauftritten in Dresden und Berlin folgte 1938 ein Engagement am Deutschen Volkstheater in Wien.

Das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main hat die Ausstellung gestaltet, die nun in Wien Station macht und an einen Großen der Leinwand, aber auch der Bühne erinnert. Unter Berthold Viertel gelang Jürgens nach dem Krieg am Wiener Burgtheater der Durchbruch als Charakterdarsteller: als Tom Wingfield in der "Glasmenagerie", als Kowalski in "Endstation Sehnsucht" und als Trigorin in der "Möwe". In den sechziger Jahren brillierte er an der Burg in Osbornes "Richter in eigener Sache" und in Brechts "Leben des Galilei".

Als Jürgens, der fünfmal verheiratet war, 1975 "60 Jahre und kein bisschen weise" sang, konnte er vor allem auf eine tolle Filmkarriere mit namhaften Partnern aus aller Welt zurückblicken. Die Ausstellung zeigt dazu viele Ausschnitte und Plakate, an seine Paraderolle erinnert an zentraler Stelle die Uniform aus "Des Teufels General".

Hat er genug sehenswerte Filme ge- und genug weiblichen Wesen den Kopf verdreht, werden heutzutage auch dem Mimen zumindest im übertragenen Sinn Nachweltkränze zuteil.

Bis 23. September.

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