Thema: Jerusalem
"Wo immer der Jude lebt, dieser Staat Israel geht ihn an, ja wirkt auf ihn ein, ob es will oder nicht, und bedeutet für ihn ein geschichtliches Schicksal“, schrieb Rabbiner Leo Baeck, der bedeutendste Repräsentant des deutschen Judentum im 20. Jahrhundert, nach seinem Israel-Besuch im Jahr 1951. Die Hoffnung auf Erlösung ist in der jüdischen Tradition unmittelbar mit Zion verbunden, also mit der Stadt Jerusalem.
"Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, so möge meine Rechte verdorren“, heißt es in den Psalmen, und wir richten uns beim Gebet immer nach Jerusalem aus, wo sich bis zum Jahre 70 der Tempel mit dem Allerheiligsten befand; der Talmud gibt uns genaue Anweisungen dazu. Auch wenn der Großteil der Juden in der Diaspora lebt: Die Verbindung zu Jerusalem riss nie ab. Zum Sederabend am Pessachfest sagen Juden: "Heute sind wir noch hier, aber nächstes Jahr vielleicht im Lande Israel.“
Der Wunsch "Nächstes Jahr in Jerusalem!“ bringt eine Sehnsucht zum Ausdruck, die sich über zwei Jahrtausende erhalte hat. Diese Sehnsucht geht mit einer endzeitlichen Erwartung einher: Nach Jesaja 2,2 sollen alle Völker am Ende der Tage nach Jerusalem ziehen, um dort das endgültige Friedensreich zu empfangen.
Liberale Juden mögen ein anderes Verhältnis zum Lande Israel haben als orthodoxe, doch auch für uns gilt: "Das Judentum ist die Seele, deren Körper Israel ist.“ So ist es nur selbstverständlich, dass die Weltunion für progressives Judentum, die weltweit größte religiöse jüdische Bewegung mit 1,8 Millionen Mitgliedern, ihren Sitz inzwischen in Jerusalem hat.
Mit dem Psalm Davids sagen wir: "Wünschet Jerusalem Glück! Es möge wohlgehen denen, die dich lieben! Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen!“
Der Autor, Rabbiner, leitet das Abraham-Geiger-Kolleg in Berlin
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